Kälte, Sturm und Schnee Winter bleibt - Von Frühling keine Spur

Berlin (dpa) - „Irenäus“ lässt einfach nicht locker: Das Hochdruckgebiet schickte vom südlichen Skandinavien aus am Wochenende den Winter nach Deutschland zurück. Im ganzen Land fiel die Temperatur unter den Gefrierpunkt.

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Schnee, stürmischer Wind und damit einhergehend erhebliche Verkehrsbehinderungen plagten am Samstag und Sonntag viele Menschen in fast allen Landesteilen.

Wintersportler hingegen hatten Grund zur Freude. Vor allem im Harz eroberten Skifahrer, Rodler und sonstige Ausflügler die Pisten und Wanderwege. Sonntagvormittag fuhr die Harzer Schmalspurbahn nach einer wetterbedingten Sperrung wieder bis hoch auf den Brocken. Die Frage ist: Wer will da hin? Die gefühlte Temperatur lag bei stürmischem Wind nach Angaben von Wetterbeobachter Marc Kinkeldey von der dortigen Wetterwarte am Sonntag bei fast minus 50 Grad. Und selbst ohne Berücksichtigung des „Windchill-Effekts“ zeigte das Thermometer auf dem höchsten Berg des Harzes stramme minus 15 Grad.

Nahezu landesweit kam es auf glatten Straßen zu zahlreichen Unfällen, die meisten gingen glimpflich aus. Einige Menschen wurden verletzt, häufig blieb es bei Blechschäden. In Baden-Württemberg musste Sonntagfrüh ein Abschleppwagen abgeschleppt werden. Er rutschte bei einem Bergungsversuch zweier verunglückter Autos in selbige hinein und stellte sich quer über die Fahrbahn. Ein zweiter Abschleppwagen musste mit Schneeketten anrücken und das Autoknäuel entwirren.

Weite Teile Bayerns waren am Morgen von einer Schneedecke überzogen, es gab auch hier zahlreiche Unfälle. Ein Mann verlor auf eisglatter Fahrbahn die Kontrolle über seinen Wagen, der sich daraufhin überschlug, wie die Polizei mitteilte. Der Fahrer erlitt leichte Schnittverletzungen, sein 50-jähriger Beifahrer blieb unverletzt. In Thüringen blieben mehrere Autofahrer in Schneeverwehungen stecken.

In Hessen blieb es zu Beginn des Wochenendes zunächst unerwartet ruhig. Am Sonntag sorgten dann aber vor allem umgestürzte Bäume für Ärger: Sturmböen warfen bis zu 150 Bäume auf Bundes-, Land- und Kreisstraßen um, mehrere Verbindungen mussten gesperrt werden. Straßenmeistereien und Feuerwehren seien im Dauereinsatz, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag.

In Schleswig-Holstein hatten vor allem die Seenotretter alle Hände voll zu tun. Wohl aufgrund von starkem Ostwind prallte am Samstagnachmittag im Hafen der nordfriesischen Halbinsel Nordstrand eine Autofähre gegen eine Wand, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mitteilte. Mit Unterstützung der Feuerwehr sei eingelaufenes Wasser aus der Fähre abgepumpt worden. Darüber hinaus haben sich laut DGzRS-Informationen vor allem im Meeresarm Schlei und in der Kieler Förde zahlreiche Boote losgerissen, die wieder zurückgeholt und vertäut werden mussten.

Am Leipziger Hauptbahnhof wurde der Zugbetrieb am Sonntag wieder weitgehend aufgenommen. Allerdings mussten Reisende weiter mit witterungsbedingten Einschränkungen rechnen: „Züge fallen aus oder sind verspätet“, sagte ein Bahnsprecher. „Einer fährt pünktlich, der nächste fällt komplett aus“, beschrieb er die Lage. „Wir hoffen, dass Montagmorgen alles wieder nach Plan läuft.“

Auch an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden gab es am Sonntag noch Einschränkungen. Start- und Landebahnen sowie Rollfelder mussten immer wieder freigeräumt werden. Am Drehkreuz Leipzig/Halle fielen einige Inlandsflüge aus.

Geradezu existenziell bedrohte das Wetter einige Hausbesitzer an der englischen Nordseeküste: Mehrere Häuser an einer Steilküste im ostenglischen Hemsby mussten wegen Absturzgefahr evakuiert werden. Sie drohten ins Meer zu stürzen. Die Kältewelle, die die Briten scherzhaft „Mini-Bestie aus dem Osten“ („mini beast from the east“) nennen, setzt auch dem Verkehr im Land erheblich zu. Hunderte Flüge und Züge fielen am Wochenende aus; es kam zu zahlreichen Unfällen.

Und wie geht es hierzulande weiter? Am Dienstag (20. März) ist kalendarischer Frühlingsbeginn. Zumindest tagsüber soll die Temperatur in den kommenden Tagen vielerorts Pluswerte erreichen. In Niedersachsen warnt der DWD gar vor Sonnenbrand: Die Sonne soll am Montag bis zu elf Stunden scheinen. Da die Luft sehr trocken sei, bestehe trotz Temperaturen allenfalls knapp über dem Gefrierpunkt Sonnenbrandgefahr.

Nachts kann es weiterhin verbreitet Frost mit Höchstwerten von minus 5 bis minus 15 Grad geben, sagte ein DWD-Meteorologe. „Frühlingsbeginn habe ich nicht zu bieten.“ Vielleicht ein kleiner Trost: Ungewöhnlich sei der Spätwinter nicht. „Alle fünf bis zehn Jahre muss man damit rechnen, dass im März Schnee fällt.“