Winter verschnauft zum Jahreswechsel

Berlin/Offenbach (dpa) - Rechtzeitig vor den Silvesterpartys hat milderes Winterwetter am Freitag in Deutschland für ein besseres Durchkommen auf Straße, Schiene und mit dem Flieger gesorgt.

Doch Vorsicht: Nach Mitternacht müssen Nachtschwärmer im Norden und in der Mitte Deutschlands nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit Glätte rechnen.

Beim Schneeräumen auf Dächern stürzten zwei Männer in die Tiefe. Ein 33-Jährige fiel in Brandenburg von einer Brüstung aus etwa fünf Meter Höhe und starb, teilte die Polizei in Frankfurt (Oder) mit. Der Mann sollte das Dach in Beeskow mit zwei Kollegen von Schnee befreien. In Chemnitz stürzte ein 17-Jähriger beim Schneeräumen von einer Sporthalle mehr als zehn Meter tief. Er wurde schwer verletzt.

Wenige Stunden vor dem Jahreswechsel musste ein zentraler Eingang zum Berliner Hauptbahnhof gesperrt werden, weil Schneebretter vom Dach zu stürzen drohten. Nach Angaben der Feuerwehr gelang es, über Leitern die Schneemassen auf einer Fläche von etwa 100 Quadratmetern mit einem kräftigen Warmwasserstrahl abzuspritzen. Alle Eingänge waren am Abend wieder geöffnet. Wegen der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor wurden am Bahnhof noch viele Reisende erwartet.

Im bundesweiten Fernverkehr der Bahn kam es zu einzelnen Verspätungen und Zugausfällen, wie eine Sprecherin in Berlin sagte. Insgesamt habe sich der Betrieb weiter stabilisiert. Um etwas größere Reserven zu schaffen, setzt der Konzern auch Fahrzeuge aus dem Ausland ein. Auf der Strecke von Berlin nach Dresden ging am Morgen etwa zweieinhalb Stunden lang nichts mehr: Ein Schaden an der Oberleitung stoppte in Brandenburg einen Zug nach Prag.

Für Flugreisende könnte es zum Jahresanfang noch einmal dicke kommen: Der wichtigste Hersteller von Enteisungsmitteln für Flugzeuge, der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant warnte, er müsse seine Produktion wegen knapper Grundstoffe voraussichtlich zu Jahresbeginn unterbrechen. Das könnte die Maschinen am Boden halten.

Der Chef der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen ADV, Ralph Beisel, ist jedoch zuversichtlich, dass sich die Airports mit dem Taumittel aushelfen. „Wir haben noch ausreichende Mengen und wenn uns die Witterung jetzt nicht zu extrem einen Streich spielen sollte, dann hoffen wir, dass wir - bis der Lieferant wieder liefern kann - den Ausgleich hinbekommen zwischen den Flughäfen.“

Der britische Hersteller Kilfrost hat nach eigenen Angaben derzeit keine Probleme bei der Herstellung oder Auslieferung. Es laufe alles nach Plan. Der Konzern gehört zu den Größten dieser Branche.

In Nordrhein-Westfalen verursachten Eisregen und Blitzeis am Silvestermorgen zwar auf vielen Straßen gefährliche Rutschpartien, es kam aber nur vereinzelt zu Unfällen. „Insgesamt war sehr wenig los auf den Straßen“, sagte ein Polizeisprecher.

In Polen stieg die Zahl der Kältetoten im Dezember auf 131. In der Nacht zum Freitag waren dort vier Menschen erfroren. Seit Beginn der Kälteperiode im November starben in dem Nachbarland damit 146 Menschen an Unterkühlung, die meisten von ihnen waren betrunken.

Der Neujahrstag wartet laut DWD dank Tief „Waltraud“ meist mit Temperaturen im positiven Bereich auf. Die Höchstwerte liegen zwischen null Grad im Süden und bis zu fünf Grad im Norden. In der Mitte Deutschlands fällt zunächst etwas Schnee, in tiefen Lagen als Regen. Zum Nachmittag hin gehen die Niederschläge in Schnee über.

Schnee soll es auch am Sonntag in den Mittelgebirgen und an den Alpen geben. Und es wird wieder kühler mit bis minus zwei Grad. Die Wintersportbedingungen sind weiter gut. Rutschig oder richtig glatt kann es am Montag in den Mittelgebirgen und an den Alpen werden, wenn der Schnee in gefrierenden Regen übergeht.