Alle Dinosaurier hatten vermutlich Federn
Brüssel (dpa) — Alle Dinosaurier hatten einer Studie zufolge möglicherweise Federn. Ein internationales Wissenschaftlerteam beschreibt die Federstrukturen einer in Sibirien gefundenen neuen Dinosaurierart, die nur sehr entfernt mit den Vorfahren der Vögel verwandt ist.
„Federn könnten schon bei den frühesten Dinosauriern vorhanden gewesen sein“, schreiben Pascal Godefroit vom Königlichen Belgischen Institut für Naturwissenschaften in Brüssel und seine Kollegen im Fachjournal „Science“.
Der im Südosten Sibiriens entdeckte Dinosaurier mit dem wissenschaftlichen Namen Kulindadromeus zabaikalicus war nur 1,5 Meter lang. Der Pflanzenfresser auf zwei Beinen gehört zur Ordnung der Vogelbeckendinosaurier. Diese sind — trotz ihres Namens — nicht die Vorfahren der heutigen Vögel. Stattdessen ordnen Biologen die Vögel den Theropoden in der Ordnung der Echsenbeckendinosaurier zu. Demnach sind die Vögel eng mit zweibeinigen Fleischfressern wie Tyrannosaurus und Velociraptor verwandt.
Vogelähnliche Federn seien unter den Theropoden mindestens 50 Millionen Jahre vor dem „Urvogel“ Archaeopteryx vorhanden gewesen, geben die Autoren den Stand der Forschung wieder.
Das Team beschreibt Kulindadromeus zabaikalicus als Dinosaurier aus dem Mittel- bis Oberjura. Die Funde stammen aus einer Schicht, die etwa 144 bis 169 Millionen Jahre alt ist. Das Tier hatte einen kurzen Schädel, verlängerte Hinterläufe, kurze Vorderläufe und einen langen Schwanz. Anhand von gut erhaltenen Hautabdrücken fanden die Forscher drei unterschiedliche Arten von Schuppen und drei Formen von federartigen Strukturen.
Haarähnliche Urfedern wuchsen den Erkenntnissen zufolge auf dem Kopf, auf der Brust und auf dem Rücken. Die oberen Bereiche der Vorder- und Hinterläufe seien mit etwas bewachsen gewesen, das an Daunenfedern erinnert, schreiben die Forscher. Am Schienbein fanden sie Büschel von sechs bis sieben bandartigen Elementen, die mehr oder weniger eng gebündelt waren und sich nahe an der Knochenoberfläche befanden. Eine solche Urfederform sei bisher noch nie beschrieben worden, so die Forscher.
Aus ihren Forschungsergebnissen folgern sie, wie einige Wissenschaftler vor ihnen, dass Federn bei den Dinosauriern zunächst dem Wärmeschutz oder der Signalwirkung, etwa in der Paarungszeit, dienten. Erst später in der evolutionären Entwicklung hätten Federn einen Vorteil beim Fliegen erbracht.