Anzeichen für neues Coronavirus Mers in Dromedaren

London (dpa) - Dromedare könnten einer Studie zufolge Träger des neuen Coronavirus Mers sein. Ein internationales Forscherteam fand im Blut dieser Tiere Antikörper gegen den Erreger, der dem Sars-Virus ähnelt.

Darüber berichtet es im britischen Fachjournal „The Lancet Infectious Diseases“. Dies lege nahe, dass Dromedare Kontakt mit Mers oder aber einem eng verwandten Virus hatten, schreibt das Team um Chantal Reusken vom Nationalen Institut für Öffentliche Gesundheit und Umwelt im niederländischen Bilthoven.

Reusken und Kollegen hatten 349 Blutproben von verschiedenen Tieren gesammelt, darunter Rinder, Schafe, Ziegen und mit Kamelen verwandte Tiere. In allen 50 Proben von Dromedaren aus dem Sultanat Oman fanden sie Antikörper; ebenso in 15 von 105 Blutproben von Dromedaren von den Kanarischen Inseln (Spanien), allerdings in niedrigerer Menge. Die beste Erklärung dafür sei, dass ein Mers-ähnliches Virus in Dromedaren vorkomme.

Weitere Arbeiten sollten sich nun darauf konzentrieren, direkt jenes Virus zu finden, das die Bildung von Antikörpern im Blut der Dromedare auslöst, heißt es in einer „Lancet“-Pressemitteilung. Dieses müsse dann mit den Erregern bei Menschen verglichen werden.

Oman liegt im Osten der arabischen Halbinsel. Das Nachbarland Saudi-Arabien hat seit Auftreten des neuen Coronavirus im vergangenen Jahr die meisten Mers-Todesfälle registriert. Dromedare werden beispielsweise bei Rennen eingesetzt, ihr Fleisch wird gegessen und ihre Milch getrunken. Daher gebe es verschiedene Möglichkeiten, Viren auf den Menschen zu übertragen, schreiben die Forscher.

Der mit dem Sars-Virus verwandte Erreger Mers-CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) löst grippeähnliche Symptome aus und kann zu Nierenversagen und schwerer Lungenentzündung führen. Studien zufolge können sich die Viren auch in Zelllinien von Fledermäusen vermehren. Nach Auskunft der Forscher gab es bereits Berichte darüber, dass Mers-Patienten Kontakt zu Dromedaren oder Ziegen hatten.

Die Studie von Reusken und Kollegen lasse noch viele Fragen offen, liefere aber wichtige Hinweise über das Auftreten von Mers-CoV, schreibt Vincent Munster von den NIAID Rocky Mountain Laboratories in Hamilton (US-Bundesstaat Montana) in einem Kommentar. An der Studie waren auch sechs Wissenschaftler aus Bonn beteiligt, darunter Prof. Christian Drosten.

Weltweit starben nach den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens 46 Menschen durch Mers, im Labor wurden bislang insgesamt 94 Infektionen bestätigt. Die WHO schätzt das Virus als „Gefahr für die ganze Welt“ ein. Am Sars-Erreger, der ebenfalls zu den Coronaviren zählt, waren vor zehn Jahren rund 800 Menschen gestorben.