Astronomen erspähen „Röst“-Planeten
London (dpa) - Zwei widerstandsfähige Planeten haben offensichtlich das Bad in der Gluthölle eines Roten Riesensterns überlebt. Das schließen Astronomen aus einer ungewöhnlichen Entdeckung.
Mit dem US-Weltraumteleskop „Kepler“ erspähten sie zwei vermutlich erdgroße Planeten bei einer gealterten Sonne, die bereits die Entwicklungsphase als Roter Riese hinter sich hat. Es ist das erste Mal, das bei einem Stern jenseits der Rote-Riesen-Phase Planeten gefunden werden, wie das internationale Forscherteam im Fachjournal „Nature“ berichtet. Der Fund könnte auch ein neues Licht auf das Schicksal unseres Sonnensystems werfen.
Die Wissenschaftler um Stéphane Charpinet von der Universität Toulouse in Frankreich waren ursprünglich gar nicht auf Planetenjagd. Stattdessen benutzten sie das Weltraumteleskop „Kepler“, um detailliert die regelmäßigen Helligkeitsschwankungen eines veränderlichen Sterns zu studieren. Auf diese Weise lässt sich unter anderem die innere Zusammensetzung eines Sterns erkunden.
In den Beobachtungsdaten stießen die Astronomen jedoch auf zwei rhythmische Schwankungen, die sich nicht mit dem üblichen Pulsieren des alten Sterns erklären ließen. Die Analyse zeigt den Wissenschaftlern zufolge, dass die Schwankungen von zwei Planeten stammen müssen, die den fernen Stern in 5 Stunden und 46 Minuten beziehungsweise 8 Stunden und 14 Minuten umkreisen. Dabei reflektieren sie das Sternenlicht mal mehr, mal weniger - wie der Mond in seinen Phasen. Das lässt die Sternhelligkeit um etwa ein fünftausendstel Prozent schwanken.
Der Heimatstern der beiden sogenannten Exoplaneten ähnelte einst unserer Sonne. Nachdem er seinen Brennstoff weitgehend aufgebraucht hatte, blähte er sich zu einem Roten Riesenstern auf, wie es auch unsere Sonne in rund fünf Milliarden Jahren tun wird. Dabei muss er seine beiden Begleiter komplett eingehüllt haben, bis er seine Hülle schließlich abgeworfen hatte. Dasselbe Schicksal erwartet auch die inneren Planeten unseres Systems, Merkur, Venus, Erde und wahrscheinlich auch den Mars.
Bislang haben Astronomen angenommen, dass kein Planet dieses Feuerbad überleben kann. Die beiden widerstandsfähigen Planeten könnten allerdings einst sehr viel größer und weiter entfernt gewesen sein, glauben die Forscher. Sie wären dann erst durch die Reibung am heißen Gas der aufgeblähten Sternhülle abgebremst worden und auf diese Weise eng an ihre Sonne herangerückt. Die jetzt aufgespürten Begleiter des 28 000 Grad Celsius heißen Sternenrumpfs wären dann lediglich die innersten Kerne dieser Planeten. „Nur Planeten mit einer sehr viel größeren Masse als die Erde, wie Jupiter oder Saturn, könnten vielleicht überleben“, meint Elizabeth Green aus dem Forscherteam. „Wenn ein kleiner Planet wie die Erde eine Milliarde Jahre in so einer Umgebung verbringt, würde er einfach verdampfen.“
Erst am Dienstag hatten Astronomen ebenfalls im Fachjournal „Nature“ die bislang kleinsten Exoplaneten vorgestellt. Diese umkreisen den Stern namens Kepler 20 und haben nur den 0,87- und 1,03-fachen Durchmesser der Erde.