Auf Spuren der Evolution: Forscher entdeckt neue Käferarten

Karlsruhe (dpa) - Acht bislang unbekannte Käferarten hat ein Naturforscher aus Karlsruhe im tropischen Regenwald auf Bali entdeckt.

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Nach mehreren Exkursionen zusammen mit anderen Wissenschaftlern steht für Alexander Riedel jetzt die Auswertung an, welchen Platz die kleinen Rüsselkäfer der Gattung Trigonopterus in der Evolution einnehmen.

Außerdem wollen die neuen Arten auch wissenschaftlich exakt beschrieben werden und einen Namen bekommen. „Da ist ist man völlig frei, aber der Artname sollte auch nachvollziehbar sein“, sagt der Entomologe (Insektenkundler) vom Staatlichen Museum für Naturkunde.

Jetzt hat Riedel zusammen mit den Münchner Forschern Rene Tänzler, Emmanuel Toussaint und Michael Balke sowie dem indonesischen Zoologen Yayuk Suhardjono eine Studie veröffentlicht. In der britischen Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ beschreiben die Autoren, wie sich die ersten Käfer der Gattung Trigonopterus in Neuguinea entwickelt haben - dort gibt es mehr als 300 Arten dieser Gattung. Wie aber sind ihre Verwandten auf die Insel Bali gekommen, obwohl die nur wenige Millimeter großen Käfer nicht fliegen können? Diese Frage konnte bislang noch nicht sicher geklärt werden.

Anhand von molekulargenetischen Untersuchungen wiesen die Forscher aber nach, dass verschiedene Vorfahren der heute auf Bali lebenden Rüsselkäfer-Arten zu unterschiedlichen Zeitpunkten die indonesische Insel erreichten. Klar ist inzwischen auch, dass diese Tiere auf einem weiten Weg von Osten kamen und nicht von der viel näher gelegenen Insel Java im Westen.

Außerdem liegt im Osten die sogenannte Wallace-Linie. Sie trennt die asiatische Tierwelt von der eher australischen geprägten Fauna. „Das Interessante ist, dass diese Rüsselkäfer sich überhaupt nicht daran halten“, sagt Riedel der Nachrichtenagentur dpa. Jede Art habe ihre eigene ökologische Nische, die beim Abbau der Bodenstreu eine Rolle spiele.

Was treibt die Entomologen, so heißen die Insektenkundler, sich jahrelang mit der Evolution von kleinen Käfern zu beschäftigen? „Das ist der Drang, mein Bedürfnis, einfach festzustellen, mit welchen Arten wir unseren Planeten teilen“, antwortet Riedel. Die Artenvielfalt sei ein hoher Wert, werde aber von der Gesellschaft nicht genügend geschätzt. So gebe etwa die US-Weltraumbehörde Nasa Milliardenbeträge aus, um Spuren von Leben auf dem Mars festzustellen. „Gleichzeitig aber gibt es Millionen Lebensformen auf unserer Erde, von denen wir überhaupt nichts wissen.“

Der 45-jährige Wissenschaftler war schon als Schüler von Käfern fasziniert. Seine erste Sammelreise führte ihn 1988 in die Türkei, wo eine von mehreren Käferarten nach Riedel benannt wurde. Auf Bali erkundet Riedel seit 2001 in regelmäßigen Exkursionen die feuchte Laubschicht der unberührten Bergwälder. Im Nationalpark Bali Barat leben die Käfer in Höhen ab 450 Metern über dem Meeresspiegel.

Bei den Exkursionen wird der Käferforscher von Einheimischen begleitet. Diese begegnen ehrfürchtig den Bergwäldern. „Die Balinesen sind oft sehr gläubig“, sagt Riedel. „An der Grenze des Waldes entzünden sie erst einmal ein paar Räucherstäbchen und bringen ein kleines Blumenopfer dar. Sie beten, dass man die Götter nicht stört und um einen Segen für den Aufenthalt im Wald.“

Solche Ehrfurcht trägt vielleicht dazu bei, die Regenwälder zu erhalten. „Leider sind die neu entdeckten Käferarten ebenso wie ihre Lebensräume stark bedroht“, erklärt Riedel. Die Insel wird von Reisfeldern geprägt. Der Regenwald ist nur noch im Nationalpark Bali Barat sowie an einigen Vulkanhängen erhalten. „Dort fühle ich mich sehr wohl“, sagt Riedel. „Mit seiner Flora wie Moosen und Orchideen hat der Bergregenwald eine wunderschöne Atmosphäre.“