Ausdauersport nutzt dem Hirn
Washington (dpa) - Ausdauersport ist gut für das Gehirn: Schon ein leichtes Training führt zur Vergrößerung eines bestimmten Gehirnbereiches und damit zu einer Verbesserung des Gedächtnisses, berichten US-Forscher in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS).
Es sei deshalb auch nicht vergebens, noch im fortgeschrittenen Alter mit Sport zu beginnen, im Gegenteil: der im Alter häufig festzustellende Gedächtnisverlust lässt sich mit dem richtigen Training wirkungsvoll aufhalten.
Bei älteren Menschen schrumpft der Hippocampus im Gehirn - das ist die Region, die an allen wesentlichen Gedächtnisprozessen beteiligt ist - um ein bis zwei Prozent im Jahr, und zwar auch bei gesunden Menschen. Das Schrumpfen des Hippocampus geht mit einer Verschlechterung der Denkleistungen allgemein einher und mit einem höheren Risiko, an Demenz zu erkranken. Dass dieser Vorgang jedoch nicht unausweichlich ist, zeigten die Forscher um Krik Erickson von der University of Pittsburgh (Pittsburgh/US-Staat Pennsylvannia) in ihrer Untersuchung an 120 älteren Erwachsenen zwischen 55 und 80 Jahren.
Nach dem Zufallsprinzip wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine der Gruppen erhielt dreimal wöchentlich ein Ausdauer-Training, bei dem die Teilnehmer etwas schneller gingen als normal, die andere absolvierte regelmäßig Dehnübungen. Nach einem Jahr war eine bestimmte Region des Hippocampus in der Ausdauersport-Gruppe um etwa zwei Prozent größer geworden. In der Stretching-Gruppe hingegen war diese Region um etwa 1,4 Prozent geschrumpft. Ihre Untersuchung bestätige die bisherigen Beobachtungen, dass der Hippocampus im Schnitt um ein bis zwei Prozent pro Jahr schrumpft, schreiben die Forscher. Ein Zuwachs um zwei Prozent durch ein einjähriges Trainingsprogramm bedeute damit quasi ein Gewinn an Hippocampus-Volumen von ein bis zwei Jahren.
Die Ausdauersport-Gruppe zeigte nach Abschluss des Versuchs zudem eine bessere Gedächtnisleistungen als zu Beginn, ergaben entsprechende Tests. Mit der Zunahme des Hippocampus-Volumens stieg auch der Gehalt eines bestimmten Moleküls, des so genannten BDNF (brain-derived neurotrophic factor). Dieses Molekül wird mit Lern- und Gedächtnisprozessen in Verbindung gebracht. Es ist beteiligt an der Neubildung von Nervenzellen und lässt neue Fortsätze an den Nervenzellen sprießen, die für die elektrische Reizübertragung notwendig sind.
„Bisher glaubten wir, das Schrumpfen des Hippocampus im späteren Leben sei fast unausweichlich“, sagte Erickson laut einer Pressemitteilung der University of Illinois in Champaign-Urbana. „Wir haben aber gezeigt, dass schon gemäßigtes Training für ein Jahr diese Struktur vergrößern kann. Das Gehirn bleibt auch in diesem Stadium veränderbar.“