Australische Vogeldamen fliegen auf „Männer in Rot“
London (dpa) - Rot verführt zum Fremdgehen - zumindest bei australischen Staffelschwänzen. Bei den Vögeln werde generell gern außerhalb der Partnerschaft geturtelt, berichten Wissenschaftler in den „Proceedings of the Royal Society B“.
Männchen mit rotem Federkleid hätten dabei deutlich mehr Erfolg als solche mit orangefarbenem Balzgefieder, zeigten Erbgutanalysen beim Nachwuchs.
Rotrücken-Staffelschwänze (Malurus melanocephalus) sind kleine Sperlingsvögel, die sich von Insekten ernähren. Sie sind für ihre promiske Lebensweise bekannt. Es gibt zwei Unterarten: Bei der einen tragen die Männchen während der Balzzeit einen orangen, bei der anderen einen tiefroten Federkranz auf dem Rücken. Die roten Exemplare (M. m. cruentatus) leben im Norden, die orangen (M. m. melanocephalus) im Osten Australiens - mit einer kleinen Überlappungszone im Nordosten.
Daniel Baldassarre und Michal Webster von der Cornell University in Ithaca (USA) pinselten nun im Lebensraum der orangen Staffelschwänze 30 Kilometer nordwestlich von Brisbane den Rückenkranz einiger Männchen rot über. Um auszuschließen, dass allein schon die chemischen Stoffe eine Wirkung haben, wurden zum Vergleich einige Männchen während der Paarungszeit mit farblosem Lack bestrichen.
Die Weibchen waren vom prachtvollen Rot der übertünchten Männchen so angetan, dass sie ihre Nestpartner mit ihnen deutlich häufiger betrogen als mit „normalen“, orangen Nebenbuhlern. Die rot angemalten Männchen hätten mit wechselnden Vogel-Damen insgesamt mehr Nachwuchs gezeugt als mit der eigenen Partnerin, schreiben die Forscher. Das rote Gefieder sei als sexueller Reiz für die Weibchen offenbar unwiderstehlich. Allerdings wurden die „Männer in Rot“ von ihren Partnerinnen ebenso häufig hintergangen wie nicht umgefärbte Artgenossen, ergab die Erbgutanalyse der Küken im Nest.
Die ständigen Affären verhinderten offenbar, dass sich aus den zwei Unterarten eigenständige, deutlich verschiedene Arten entwickelten, schreiben die Forscher. Lange Zeit hätten die Unterarten wahrscheinlich geografisch komplett voneinander getrennt existiert. Wegen der typischen Untreue breite sich das rote Balz-Gefieder nun im Lebensraum der orange gefiederten Unterart zunehmend aus.