Bereits vor 6000 Jahren gab es Milchwirtschaft
Schleswig (dpa) - Bereits vor etwa 6000 Jahren haben Menschen an der Ostseeküste Milch verarbeitet. Der Übergang vom Jäger und Fischer zum Bauern sei dabei nicht plötzlich, sondern sehr langsam verlaufen.
Das schließen Forscher aus angebrannten und übergekochten Speiseresten an alten Pötten. Britische Archäologen hatten Scherben von 133 Keramikgefäßen aus der Zeit von 3700 bis 4500 v. Chr. untersucht, die aus der Ostsee nahe der deutschen und der dänischen Küste stammen. Ihre Ergebnisse stellen die Wissenschaftler in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften vor.
Mittels Massenspektrometrie analysierten die Experten um Carl Heron von der britischen Universität Bradford Fettreste und stellten fest, dass etwa in den ältesten Gefäßen Schleswig-Holsteins bereits Milchprodukte verarbeitet worden waren.
„Diese Hinweise auf Milchprodukte in den Gefäßen liefern den Nachweis dafür, dass bereits um 4000 v. Chr. die ersten Haustiere wie Ziegen, Schafe und Rinder gehalten wurden“, sagt Sönke Hartz von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen in Schleswig. Er war an der Bergung der Scherben beteiligt. „Dank der feinen Analyse von Lipidresten kann zudem unterschieden werden, ob es sich um marine oder terrestrische Fette und Öle in den Speiseresten handelt, also ob es zum Beispiel um Milchfett von Wiederkäuern oder Speck von Meeressäugern geht.“
Für die Entwicklung von Jägern und Fischern zu den frühen Ackerbauern seien die Resultate der britischen Forscher von großer Bedeutung. „Denn bislang ging man davon aus, dass die Menschen der frühesten Jungsteinzeit sich schnell auf terrestrische Kost umstellten“, erläutert Hartz. Die Lipidanalyse zeigte nun, „dass marine Ressourcen auch bei den frühen Bauern eine bedeutende Rolle spielten.“