Blutbrustpavian: Fehlgeburt bei neuem Männchen
Washington (dpa) - Weibliche Blutbrustpaviane haben oftmals eine Fehlgeburt, wenn ein neues dominantes Männchen in ihre Gruppe kommt.
Damit wollen sie verhindern, ein ohnehin „verdammtes“ Kind zur Welt zu bringen. Denn das neue Männchen tötet oft den Nachwuchs, der nicht von ihm gezeugt wurde. Dieser sogenannte Bruce-Effekt sei damit erstmals an wildlebenden Tieren nachgewiesen, berichten Forscher um Eila Roberts von der amerikanischen Universität Michigan in der Fachzeitschrift „Science“.
Für ihre Forschung untersuchten Roberts und Kollegen fünf Jahre lang eine Population wilder Blutbrustpaviane (Theropithecus gelada) im äthiopischen Simien Mountains Nationalpark. Sie zählten die lebend geborenen Jungaffen in Gruppen, in denen sich ein neues Männchen etabliert hatte. Außerdem sammelten sie Kot, um anhand der enthaltenen Hormone festzustellen, welche Weibchen trächtig waren und seit wann. Das Ergebnis ihrer Studie: 80 Prozent aller Schwangerschaften wurden in den ersten Wochen nach Ankunft des neuen Männchens abgebrochen.
Die Herden der Blutbrustpaviane werden in der Regel von einem Weibchen geleitet, haben aber auch ein hervorgehobenes Männchen. Der Schwangerschaftsabbruch scheine sich für die Weibchen aus evolutionärer Sicht zu lohnen, da ihr Nachwuchs ansonsten in Gefahr schwebe, getötet zu werden. Damit könne man den „Bruce-Effekt“ als eine erfolgreiche Anpassungsstrategie der Weibchen betrachten. Sie maximierten ihre Kinderzahl in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft. Der Bruce-Effekt war vor einem halben Jahrhundert von der Biologin Hilda M. Bruce an gefangenen Mäusen nachgewiesen worden.