Borkenkäfer steigern Temperaturen in Kanada

Ontario (dpa) - Der Bergkiefernkäfer macht den Sommer im Westen Kanadas gut ein Grad Celsius wärmer. Der schwarze, reiskorngroße Käfer befällt seit anderthalb Jahrzehnten die Kiefernwälder in der westkanadischen Provinz British Columbia.

Die dadurch abgestorbenen Bäume sorgten dafür, dass der Waldboden und die verbliebenen Pflanzen weniger Wasser verdunsten. Das berichtet ein kanadisch-amerikanisches Forscherteam in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“.

Zwischen 1999 und 2010 hat der Borkenkäfer der Studie zufolge fast ein Fünftel der Provinz British Columbia befallen: 170 000 Quadratkilometer. Das entspricht fast der halben Fläche Deutschlands.

„In den betroffenen Wäldern ist die Evapotranspiration zur Sommerzeit um 19 Prozent gefallen“, berichten die Wissenschaftler um die Physikerin Holly Maness von der kanadischen Universität Toronto in Ontario. Evapotranspiration bezeichnet die Menge an Wasser, das vom Boden, von Tieren und von Pflanzen verdunstet wird.

Zugleich änderte sich die Menge der absorbierten Sonnenstrahlung nur unwesentlich. In der Folge gab der Boden acht Prozent mehr Energie ab (sensibler Wärmefluss), wie die Forscher schreiben. Die betroffenen Flächen strahlten ein Prozent mehr Wärme ab (Wärmestrahlungsfluss). Das alles führte nach Ansicht der Experten dazu, dass die Oberfläche ein Grad Celsius wärmer wurde als üblich.

„Diese Veränderungen sind vergleichbar mit denen, die für andere ökologische Störungen beobachtet wurden, etwa bei einem Waldbrand“, erläutern die Physiker. Sie vermuten: Diese Veränderungen könnten die Wolkendecke und Niederschläge verändern oder anderweitig das Klima beeinflussen. Damit würde der Klimawandel sich selbst verstärken.

Die Häufigkeit des Käferbefalls und das geografische Ausmaß seien deutlich von der globalen Erwärmung beeinflusst, zitieren die Forscher eine frühere Studie. Heiße und trockene Sommer bedeuten für Pinien ohnehin schon Dürre-Stress. Dabei werden sie auch noch anfälliger für den Angriff der Borkenkäfer.

Der Bergkiefernkäfer (Mountain Pine Beetle, Dendroctonus ponderosae) kommt in Mexiko, in den USA und in Westkanada vor. Der Käfer gräbt sich unter die Rinde und frisst von der nährstoffreichen Schicht; in dieser Schicht werden auch die Eier abgelegt. Zugleich schleppt der Käfer Sporen eines Pilzes ein. Dieser Pilz stört den Wasserfluss. Schließlich verhungert der Baum.

In Kanada tötet der Käfer seit Mitte der 1990er Jahre die für die Holzwirtschaft wichtigen Kiefern. In einem Informationsblatt des Forstministeriums der Provinz British Columbia heißt es: In den vergangenen Jahren seien zwar weniger Bäume neu befallen worden, dennoch breite sich die Insektenplage weiter aus.