Bye-bye „Philae“: Forscher geben Kometen-Landeroboter auf

Köln/Darmstadt (dpa) - Zeit für den Abschied. Das Mini-Labor „Philae“ hat auf dem entfernten Kometen „Tschuri“ seinen ewigen Winterschlaf begonnen.

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Die Europäische Raumfahrtagentur Esa und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben den Kontakt zu „Philae“ offiziell für beendet erklärt. Das Team werde keine Kommandos mehr an „Philae“ senden und die Chance, dass der Landeroboter welche sende, tendierten gegen Null, sagt „Philae“-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR.

Der Komet, der eigentlich „67P/Tschurjumow-Gerassimenko“ heißt, entfernt sich in den nächsten Jahren immer weiter von der Sonne. Es wird auf dem Brocken nun viel zu kalt für die Technik des Labors.

Einen einzigen Wunsch hat der Chef für den Esa-Flugbetrieb Paolo Ferri noch: Er hätte gerne ein Abschiedsbild von dem kleinen Lander. Doch dafür muss die Muttersonde „Rosetta“, die den Kometen umkreist, rechtzeitig in die richtige „Schussposition“ kommen, bevor die Lichtverhältnisse schlechter werden. „Im März haben wir noch genug Licht in der Ecke, wo wir "Philae" vermuten“, sagt Ferri. „Wir würden gerne wissen: Was ist wirklich passiert? Ist er umgekippt, ist er mit Staub bedeckt und spricht er deshalb nicht mehr?“, sagt Ferri.

Die Landung des Labors am 12. November 2014 ist ein historischer Moment: Die Muttersonde „Rosetta“ schickt das waschmaschinengroße Labor Richtung „Tschuri“. Eine Art Präzisionswurf mit einem langsamen Flug über gut 22 Kilometer. Nach sieben Stunden setzt „Philae“ auf. Die erste Landung auf einem Kometen hat eine unglaubliche Dramatik: Die Harpune zum Festkrallen löst nicht aus, das Labor ist in Bewegung, dann die Landung an einem schattigen Plätzchen.

Auf der Erde atmen sie auf: nicht umgekippt, der kleine Lander. Aber wie steht „Philae“ da - schräg, unter einem Stein, in einer kleinen Höhle? Das ist noch immer die spannende Frage.

„Philae“ macht seine Arbeit: Er liefert Bilder von dem Kometen, macht chemische Messungen vom Staub der Oberfläche, durchleuchtet den Brocken gemeinsam mit „Rosetta“ mit Radiowellen. Nur bohren kann er nicht. Er versucht es: Nach zehn Jahren Flug durch das All ist der Bohrer funktionstüchtig, aber er kommt nicht an den Boden heran.

„Hätten Sie mich vor der Landung gefragt, ob wir drei Tage mit dem Lander in Kontakt bleiben, er überlebt, Daten sendet - dann hätte ich gesagt, na ja, die Chancen stehen nicht besser als 50 Prozent“, sagt Ferri. „Philae“ ist aus seiner Sicht ein voller Erfolg: „Wir wussten wirklich nicht, was uns erwartet. Ich wäre auch schon froh gewesen, wenn er nur ein paar Minütchen überlebt hätte.“

Das Mini-Labor war ursprünglich nur für drei Tage Betrieb geplant - bis die Idee aufkam, den Lander mit einer weiteren viel kleineren wiederaufladbaren Batterie auszustatten. Als „Philae“ nach drei Tagen Arbeit keine Energie mehr hatte, fiel das Labor in einen sieben Monate langen Winterschlaf. Weltweiter Jubel, als sich der Kleine mit einem Signal zur Erde und per Twitter meldete „Hello Earth! Can you hear me?“ (Hallo Erde! Kannst Du mich hören?)

„Diese weltweite Begeisterung und auch die emotionale Begeisterung, das hat mich schon sehr überrascht“, sagte Ulamec. Das Labor hatte es aber auch wirklich spannend gemacht: Landen, abprallen, Hoffnung auf ein Signal, Winterschlaf, aufwachen, der Versuch der Kontaktaufnahme. Acht Mal hatte sich der Roboter nach seinem Winterschlaf gemeldet.

„Die Story dahinter hat der Öffentlichkeit sicher auch mehr gebracht als eine technisch perfekte Mission“, meint Ulamec: Die Geschichte vom armen kleinen Lander auf dem fernen Kometen „Tschuri“, der sich nicht mehr meldet. Die Geschichte bekommt noch einen weiteren Dreh: Am Ende der „Rosetta“-Mission im September 2016 soll auch die Muttersonde auf „Tschuri“ herunterkommen und dort in den ewigen Winterschlaf gehen. Dann kreisen „Philae“ und „Rosetta“ auf einem kleinen Kometen vereint durchs All.