Zusammenhang zwischen Zika-Virus und Fehlbildung noch offen

Berlin (dpa) - Das Zika-Virus breitet sich in Lateinamerika aus - und geht mit Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen einher. Im Interview erklärt Infektionsepidemiologin Christina Frank vom Robert Koch-Institut, warum dennoch kein direkter Zusammenhang zwischen Virus und Fehlbildung bestehen muss.

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Die Weltgesundheitsorganisation WHO berät wegen des Zika-Virus über die Ausrufung eines globalen Gesundheitsnotstandes. Zu Recht?

Ich finde es richtig, dass sich die WHO dazu beraten lässt. Voraussetzung für das Ausrufen des Gesundheitsnotstandes internationaler Tragweite ist ein unerwartetes Ereignis, was bei den aktuellen Zika-Virus-Ausbrüchen der Fall ist. Dann kommt es darauf an, wie hoch die Gefahr für eine interkontinentale Verbreitung eingeschätzt wird. Wichtig wäre auch, dass man einen Vorteil darin erkennt, das Vorgehen gegen das Virus international zu koordinieren.

Wie hoch schätzen Sie die Gefahr einer interkontinentalen Verbreitung ein? Gibt es eine Gefahr für Deutschland?

Es sieht danach aus, dass es in Afrika und Asien schon vorhanden ist. Dass es sich in den amerikanischen Ländern weiter ausbreiten wird, halte ich für wahrscheinlich. Wir können auch nicht ausschließen, dass es durch infizierte Reiserückkehrer und hier vorhandene Mücken punktuell auch Übertragungen in Deutschland gibt. Große Ausbrüche hier halten wir aber für sehr unwahrscheinlich, weil dafür das Klima in Deutschland ungünstig ist.

Im Zusammenhang mit Zika-Virus-Ausbrüchen werden gehäuft Hirnfehlbildungen (Mikrozephalie) bei Neugeborenen beobachtet. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus der Auslöser ist?

Es deutet einiges in diese Richtung. Was man noch gar nicht abschätzen kann, ist, ob noch Co-Faktoren vorhanden sein müssen. Das könnten zum Beispiel Antikörper gegen andere Viren sein, die zusammen mit dem Zika-Virus eine Mikrozephalie auslösen. Ebenfalls theoretisch möglich ist auch noch, dass das Zika-Virus gänzlich unschuldig ist, aber ein anderer Faktor, der im zeitlichen Zusammenhang mit Zika-Virus-Ausbrüchen auftritt der eigentliche Auslöser ist. Das könnte zum Beispiel ein Medikament sein.

So oder so ist es aber sinnvoll, dass man trotz der bestehenden Unklarheit Schwangeren von Reisen in Ausbruchsgebiete abrät, denn man kann eben im Moment eine Rolle des Zika-Virus beim Entstehen der Mikrozephalie nicht ausschließen.