Computerpanne war Ursache für „Phobos-Grunt“-Absturz
Moskau (dpa) - Ein Computerfehler und nicht die Strahlung eines US-Radars ist nach Moskauer Angaben die Ursache für den Absturz der Marsmond-Sonde „Phobos-Grunt“.
Nach dem Raketenstart am 9. November ist der Bordrechner laut Untersuchungsbericht so stark von der kosmischen Strahlung irritiert worden, dass die russische Sonde die Erdumlaufbahn nicht verlassen konnte. Das sagte der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Wladimir Popowkin, am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax. Die Zeitung „Kommersant“ hatte zuvor von einem reinen Programmierfehler berichtet. Laut Popowkin wurden mehrere Programmierer von Roskosmos bestraft.
Er bestätigte zudem, dass ein für den 30. März geplanter bemannter Flug zur Internationalen Raumstation ISS wegen einer undichten Sojus-Landekapsel um etwa einen Monat verschoben werden müsse.
Der Verlust der 120 Millionen Euro teuren „Phobos-Grunt“ sei möglicherweise auf gefälschte Hardware im Bordrechner zurückzuführen, die Russland in Asien eingekauft habe. Das sagte der Leiter der staatlichen Untersuchungskommission, Juri Koptew. Eine Prüfung habe ergeben, dass ein Großteil der Elektronik der etwa 13,5 Tonnen schweren Sonde wohl nicht zur Verwendung im All geeignet war. Der Computer sei unzureichend gegen Strahlung geschützt gewesen.
Die Ursache der Panne ist nach Informationen der Zeitung „Moskowski Komsomolez“ mitentscheidend für die Auszahlung der Versicherungssumme. Roskosmos werde der Verlust nur dann ersetzt, wenn die Behörde auch „äußere Einflüsse“ nachweisen könne, sagte ein namentlich nicht genannter Insider dem Blatt. „Phobos-Grunt“ war am 15. Januar unkontrolliert in den Pazifik gestürzt. Kurz danach hatte Popowkin gesagt, die Strahlung eines US-Radars könnte die Ursache gewesen sein. Ein Experiment hatte dies aber nicht bestätigt.
Falls die Raumfahrtnation Russland international erfolgreich sein wolle, müsse Roskosmos bis 2030 jährlich fünf Milliarden Euro aus dem Staatsbudget erhalten, sagte Popowkin. Er bekräftigte, dass Russland die gescheiterte Mission zum Marsmond Phobos wiederholen wolle. Priorität habe aber ein gemeinsames Vorhaben mit der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa. Bei dem rund 650 Millionen Euro teuren Projekt „ExoMars“ soll eine russische Rakete ein Forschungsfahrzeug vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana zum Mars bringen.