„Ein Leben lang auf Expedition“ - Hans Hass ist tot
Wien (dpa) - Die Leidenschaft von Hans Hass zeigte Generationen erstmals eine völlig unbekannte Welt. Mit seinen Einblicken in die Unterwasserwelt machte er sich zur Legende. Die Liebe zum Wasser blieb bis zu seinem Tod.
Die Bilder und Videos, die Hans Hass vor über sechs Jahrzehnten von den Ozeanen und seinen Bewohnern machte, zeigte einem großen Publikum ein neues Universum auf. Als Meeresforscher und Taucher war der Wiener Pionier. „Ich war und bin stets auf der Suche nach dem Neuen, nach Dingen, die andere nicht machen“, sagte Hass einmal. Am vergangenen Sonntag starb der Österreicher in seiner Heimatstadt Wien mit 94 Jahren, wie das Hans-Hass-Institut mitteilte. „Ein Leben lang auf Expedition“ war nicht nur der Titel seiner Biografie, sondern auch sein Lebensmotto.
Mit den einfachsten Hilfsmitteln und selbst entwickelten Werkzeugen näherte sich Hass bereits in den 1930er Jahren furchtlos allen Meerestieren. Je gefährlicher und unerforschter die Spezies, umso interessanter war sie für den Wiener. Doch seine Filme waren weit weg von langweiligen Lehrproduktionen: Hass unterlegte seine meist selbst finanzierten Filmen mit dramatischer Musik. Genau wurde dokumentiert, wie etwa Haie mit zuvor selbst gefangenen kleineren Fischen als Köder abgelenkt wurden, um noch näher an die Meeresriesen zu gelangen.
Nach dem Krieg war der inzwischen mehrfach ausgezeichnete Hass mit Dokumentarfilmen für Kino und Fernsehen und mit seinem Forschungsschiff „Xarifa“ weltweit bekannt. Bilder, die den gut aussehenden Meeresforscher mit gebräuntem Oberkörper und Harpune zeigten, wurden zu seinem Markenzeichen.
Dabei wollte Hass, der am 23. Januar 1919 in Wien geboren wurde, eigentlich Anwalt werden. Aus Liebe zum Meer brach er sein Studium dann aber ab und widmete sich ganz seiner Leidenschaft, die ihn bis ins hohe Alter begleitete: „Heute sind überall Taucher. Als wir zu tauchen begannen, waren wir überall die Ersten, die dorthin vorgedrungen sind“, sagte Hass kurz vor seinem 90. Geburtstag.
Nach seiner aktiven Zeit unter Wasser widmete sich Hass ab den 1960er Jahren verstärkt der Theoretischen Biologie. Im Fokus seines Interesses stand die Evolution des Lebens. Er verfasste weiter Bücher; Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachmagazinen blieben aber die Ausnahme. Große Anerkennung blieb ihm bei seiner zweiten Karriere verwehrt. Er war auch als Unternehmensberater tätig und engagierte sich fortwährend für den Umweltschutz.
Wichtigster Bezugspunkt für Hass war seine Frau Lotte, mit der er über 60 Jahre verheiratet war. Obwohl Hass zu Beginn seiner Karriere nicht wollte, dass Frauen an seinen Expeditionen teilnehmen, wurde Lotte wichtiger Bestandteil seiner Filme. Mit ihren langen Haaren und knapper Bademode wurde sie zum Publikumsmagneten. Die Liebesgeschichte der beiden wurden 2011 in der ZDF-Produktion „Das Mädchen auf dem Meeresgrund“ gezeigt. Der Film basiert auf einem autobiografischen Buch von Lotte Hass aus dem Jahr 1970.
Das Vermächtnis von Hass wird auch weiterhin öffentlich zugänglich sein. Erst im vergangenen Monat schenkte er dem Wiener Naturhistorischen Museum seinen Vorlass, der unter anderem unzählige Filme, Videos und Notizbüchern umfasste.