Forscher: Langer Winter kein Vorbote der nächsten Eiszeit

Katlenburg-Lindau (dpa) - Der langanhaltende Winter ist kein Vorbote der nächsten Eiszeit. Davon geht der Sonnensystemforscher Werner Curdt aus. Derzeit gebe es zwar eine relativ geringe Sonnenaktivität, die prinzipiell zu einer Abkühlung des Erdklimas führen könne.

„Die aktuelle Wetterlage hierzulande ist allerdings keine Folge geringer Sonnenaktivität, sondern eher eine Eskapade“, sagte Curdt der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. In anderen Regionen der Nordhalbkugel, etwa in Sibirien, sei es derzeit wärmer als sonst um diese Jahreszeit.

„Grundsätzlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und Erdklima“, sagte der Forscher vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau. Daran bestehe in der Wissenschaft kein Zweifel.

Wenn die Sonne aktiv ist, gebe es viele sichtbare Sonnenflecken. Das Fehlen dieser Flecken sei ein Zeichen für geringe oder fehlende Aktivität, sagte Curdt. Ein Beispiel dafür sei die sogenannte kleine Eiszeit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. „Es hat von 1650 bis 1700 so gut wie keine Sonnenflecken gegeben. Gleichzeitig war es auf der Erde sehr kalt.“ Der genaue Zusammenhang sei allerdings unklar. „Die gängigen Hypothesen sind umstritten.“

Er gehe davon aus, dass in Zeiten größerer Sonnenaktivität auf der Erde mehr Röntgenlicht und mehr ultraviolettes Licht ankomme, was die Durchlässigkeit der Atmosphäre verringere. Die Folge sei, dass es wärmer werde.

Derzeit sei die Sonnenaktivität vergleichsweise gering, sagte Curdt. „Ich glaube aber nicht, dass sich dies klimatisch auswirkt“. Erst wenn die geringe Aktivität mehrere Jahrzehnte lang anhielte, würde sich dies auf das Klima auswirken. Es gebe über mehrere Jahre hinweg zwar gewisse zyklische Schwankungen der Sonnenaktivität, sie lasse sich aber insgesamt nicht langfristig vorhersagen.