Graslandschaften: Im Kleinen extrem artenreich
Hamburg (dpa) - Wiesen und Weidelandschaften zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der Welt. Das gilt zumindest, wenn man nur kleinere räumliche Ausschnitte betrachtet, berichtet ein internationales Forscherteam im „Journal of Vegetation Science“.
Würden größere Flächeneinheiten berücksichtigt, seien in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas die meisten Pflanzenarten zu finden.
Mit der Überschrift „Artenvielfalt unter Pflanzen - die Weltrekorde“ beschreiben die Forscher um Bastow Wilson von der University of Otago (Dunedin/Neuseeland) die Ausgangsfrage ihrer Untersuchung: In welcher Region oder in welchem Ökosystem der Erde wachsen die meisten unterschiedlichen Pflanzen? Zur Klärung durchforsteten sie die vorhandene Literatur. Sie wählten die Studien aus, bei denen in unterschiedlichsten Regionen und Ökosystemen die Gefäßpflanzen ausgezählt worden waren. Dies sind alle Landpflanzen außer den Moosen.
Das Ergebnis des Datenvergleichs: Auf kleineren Flächen unter 50 Quadratmetern sind die Graslandschaften gemäßigter Zonen die Weltrekordhalter. Solche Ökosysteme finden sich im östlichen Zentraleuropa - unter anderem in Deutschland - sowie im südlichen Baltikum, aber auch in Argentinien. In letzterem zählten die Forscher beispielsweise 89 Pflanzen auf einem Quadratmeter - ein Rekord. Alle dieser artenreichen Wiesen und Weidelandschaften sind semi-natürlich, das heißt, sie werden regelmäßig gemäht, beweidet oder abgebrannt.
Betrachteten die Forscher größere Einheiten mit mehr als 100 Quadratmetern Fläche, waren die tropischen Regenwälder am artenreichsten. In Ecuador fanden sich auf einer Fläche von einem Hektar zum Beispiel 942 Gefäßpflanzenarten. Die Forscher rechneten die Daten zu einer Gesamtzahl von Gefäßpflanzen weltweit hoch. Sie kamen auf 219 204 Arten - was nahe an der jüngsten Schätzung von 275 000 vorhandenen Pflanzenarten liege.