Hirnbluten nach Headbanging
Hannover (dpa) - Das Headbanging bei Konzerten kann für Heavy-Metal-Fans sehr gefährlich sein. Das berichten Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) im britischen Fachjournal „The Lancet“.
Demnach hat ein 50-Jähriger beim Besuch eines Konzerts der britischen Band Motörhead beim wilden Schütteln des Kopfes im Takt der Musik eine Hirnblutung erlitten.
Für die Neurochirurgen stellte sich der Fall zunächst als Rätsel dar, denn der Patient berichtete weder von einem Unfall, noch von einem Sturz oder Schlag auf den Kopf. Erst durch intensives Nachfragen kam heraus, dass er vier Wochen zuvor bei dem Motörhead-Auftritt Headbanging gemacht hatte.
Die Blutung zwischen Hirnoberfläche und dem Schädelknochen ließ sich über ein Bohrloch in den Schädelknochen entlasten. Dabei wurde für sechs Tage ein Schlauch eingelegt, um die Restflüssigkeit abzuleiten. Auf diese Weise wurde der 50-Jährige seine ständig schlimmer werdenden Kopfschmerzen los. In der Verlaufs-Computertomographie nach zwei Monaten entdeckten die Mediziner dann eine gutartige Hirnzyste (Arachnoidalzyste), die neben dem Headbanging zur Blutung beigetragen haben könnte. Der Patient hatte nichts von der Zyste gewusst, da sie gewöhnlich keine Beschwerden verursacht.
Dem Magazin zufolge handelt es sich um den ersten beschriebenen Fall, der aufzeigt, dass Headbanging ein sogenanntes chronisches subdurales Hämatom verursachen kann. Bereits bekannte Folgen der abrupten Bewegungen sind Gefäßverletzungen im Kopf, Schleudertraumata, der Bruch von Halswirbeln sowie Verletzungen der Atemwege.
„Wir wollen keineswegs vorm Headbangen warnen oder gar die Musik verteufeln“, sagte der Hauptautor des Artikels, Ariyan Pirayesh, der Deutschen Presse-Agentur. „Der Vorfall unterstützt vielmehr Motörheads Ruf als einer der härtesten Rock 'n' Roll-Acts der Welt“, betonte der Neurochirurg, der an der MHH als Assistenzarzt arbeitet und Heavy Metal nicht abgeneigt ist. Bei Kopfbewegungen zu Songs mit 200 Beats pro Minute sei die Verletzungsgefahr nun einmal größer, als beim Wippen zu klassischer Musik. „Es ist aber extrem selten“, schränkte Pirayesh ein.
Bekannt ist nur ein Todesfall im Zusammenhang mit Headbanging vor 20 Jahren. Damals starb ein 28-Jähriger während eines Auftritts der Rockgruppe Aerosmith in Belgien. Er sei offenbar mit einem anderen Konzertbesucher unglücklich zusammengestoßen, berichtete die Polizei damals.