Indien meldet Ausrottung der Kinderlähmung
Neu Delhi (dpa) - Die Regierung Indiens geht davon aus, die Kinderlähmung in dem Land ausgerottet zu haben. Seit drei Jahren sei dank eines massenhaften Impfprogramms kein neuer Fall der gefährlichen Viruserkrankung mehr gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) müsse die Daten aus Indien nun prüfen und werde das 1,2 Milliarden Einwohner zählende Land voraussichtlich am 11. Februar für poliofrei erklären. Ein Dreijahres-Zeitraum ohne Neuerkrankungen ist dafür Voraussetzung.
„Ein stolzer Tag für alle Inder“, schrieb der stellvertretende Innenminister RPN Singh auf Twitter. 2009 waren noch die Hälfte aller Polio-Fälle weltweit auf das südasiatische Land entfallen. Poliomyelitis wird von Viren verursacht, die die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks infizieren. Überwiegend erkranken Kinder. Lähmungen bis hin zum Tod können die Folge sein.
„Einst galt Indien als das schwierigste Land, um eine Ausrottung der Kinderlähmung zu erreichen“, schrieb die Initiative „Global Polio Eradication“. Der letzte Polio-Fall in Indien - laut Kinderhilfswerk Unicef ein zweijähriges Mädchen - war am 13. Januar 2011 im Bundesstaat West-Bengalen festgestellt worden. An der Impfkampagne haben sich in den vergangenen zehn Jahren 2,3 Millionen Helfer beteiligt. Jährlich konnten so rund 170 Millionen Kinder unter fünf Jahren immunisiert werden.
Während 1988 laut Unicef weltweit 350 000 Neuansteckungen von Kinderlähmung registriert wurden, waren es 2013 nur noch 372 Fälle. Inzwischen tritt Polio den Angaben zufolge in Afghanistan, Pakistan und Nigeria endemisch auf - hier ist das Virus ständig präsent. Zudem gibt es in anderen Ländern Afrikas und Asiens immer wieder einzelne Poliofälle.