Intelligenz von Krähen funktioniert ähnlich wie bei Primaten
Tübingen/London (dpa) - Bei schwierigen Entscheidungen spielen sich im Gehirn von Vögeln ähnliche Muster ab wie bei Primaten.
Tübinger Forscher haben Rabenkrähen (Corvus corone) Gedächtnisaufgaben lösen lassen und erstaunliche Parallelen festgestellt, obwohl das Gehirn von Primaten und Vögeln sonst nicht viel gemein hat. Bislang sei nicht bekannt gewesen, wie die Tiere solche außergewöhnlichen Leistungen hinbekommen, berichten die Wissenschaftler um Lena Veit und Andreas Nieder im britischen Fachblatt „Nature Communications“.
Rabenkrähen gelten als sehr intelligent und sind sogar zu strategischen Entscheidungen in der Lage. Sie seien von Verhaltensbiologen wegen ihrer Intelligenz schon als „gefiederte Primaten“ bezeichnet worden, so die Tübinger Forscher.
Sie brachten den Tieren bei, am Computer kleine Rätsel zu lösen. Dabei analysierten die Forscher das Gehirn der Vögel. Zunächst mussten sich die Tiere ein Bild anschauen und einprägen. Anschließend wurden ihnen auf einem Bildschirm zwei verschiedene Bilder gezeigt - eines davon hatten sie zuvor gesehen. Je nach Aufgabe mussten sie mit dem Schnabel entweder auf das zuvor eingeprägte Bild zeigen - oder aber genau auf das andere. Trafen sie die richtige Entscheidung, gab es als Belohnung Futter.
Nach einer Trainingsphase lag die Trefferquote bei annähernd hundert Prozent, berichten die Forscher. „Das erfordert höchste Konzentration und eine geistige Flexibilität, die bei weitem nicht alle Tierarten aufbringen können und die selbst für Menschen eine Herausforderung ist.“
Die Forscher stellten fest, dass je nach Aufgabe andere Nervenzellen aktiv waren - je nachdem, ob die Krähen das zuvor eingeprägte oder aber das andere Bild auswählen sollten. Das sei eine verblüffende Ähnlichkeit zu Primaten, schreiben die Forscher. Das Ergebnis der Studie biete wichtige Einblicke, wie sich Intelligenz im Laufe der Evolution entwickelt hat.