Junge Nilflughunde imitieren die Rufe ihrer Mütter

Tel Aviv (dpa) - Junge Nilflughunde brabbeln die Rufe ihrer Mütter und anderer erwachsener Tiere nach.

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Innerhalb weniger Monate nach der Geburt eignen sie sich gewöhnlich die unterschiedlichen Laute an, die von den Tieren beim Fressen, bei der Suche nach einem Schlafplatz oder in anderen Situationen ausgestoßen werden. Da Flughunde wie der Mensch zu den Säugetieren gehören, könnten sie auch wichtige Hinweise auf die Entwicklung des Sprechens beim Menschen geben, schreiben israelische Wissenschaftler im Fachjournal „Science Advances“.

Menschen und einige Tiere, etwa Papageien und Singvögel, können bestimmte, nicht genetisch festgelegte Laute erlernen. Untersucht sei dieses „Stimmliche Lernen“ vor allem bei Singvögeln, bei Säugetieren gäbe es hingegen nur wenige Studien dazu, schreiben die Forscher um Yosef Prat von der Universität Tel Aviv in ihrem Artikel.

Sie isolierten nun eine Gruppe von fünf jungen Nilflughunden (Rousettus aegyptiacus) in einer Kammer, nachdem sie nicht mehr von ihrer Mutter gesäugt wurden. Während der Stillzeit waren die Jungtiere mit ihren Müttern allein gewesen. In dieser isolierten Situation stoßen die Mütter keine Rufe aus. In einer Kontrollgruppe blieben fünf weitere Jungtiere während der etwa 80-tägigen Stillzeit mit ausgewachsenen Flughunden zusammen. Danach lebten auch sie isoliert von erwachsenen Tieren. Fünf Monate lang untersuchten die Forscher insgesamt die Entwicklung der Laute bei den Jungtieren.

Zu Beginn, in den ersten Wochen nach der Geburt, stießen die Tiere beider Gruppen unterschiedlichste Rufe aus, zeigte die Auswertung von Audio-Aufnahmen. Sie erinnerten an das Brabbeln, das man von Menschenbabys kennt. In der Kontrollgruppe näherten sich die Rufe aber schnell denen der erwachsenen Tiere an. Die Rufe der von Beginn an isolierten Tiere veränderten sich in ähnlicher Weise, aber erheblich langsamer.

Die akustischen Charakteristika der Rufe seien scheinbar zum Teil angeboren, schreiben die Forscher. Aber die Tiere verfeinerten ihr Repertoire am Beispiel der Erwachsenen. Nach fünf Monaten vermischten die Wissenschaftler beide Gruppen. Die isolierten Tiere holten ihren Rückstand dann schnell auf. Nach nur einem Monaten unterschieden sich die Rufe der isolierten Tiere nicht mehr von den Kontrolltieren oder von denen Erwachsener.

In einem anschließenden Playback-Experiment spielten die Wissenschaftler isoliert lebenden Jungtieren unterschiedliche Rufe vor. Nach einer Weile passten die Flughunde ihre Rufe den vorgespielten an.

„Unsere Untersuchung legt nahe, dass die Rufe von erwachsenen Tieren nötig und ausreichend sind, um das Stimmliche Lernen bei diesen Flughunden auszulösen“, fassen die Forscher zusammen. Die Entdeckung eines selbst rudimentären Lern-Prozesses im Gehirn von Fledertieren könnte wichtige Hinweise auf die evolutionäre Basis des deutlich verfeinerten Spracherwerbs beim Menschen geben.