Koffein im Nektar bringt Bienen auf Trab
Washington (dpa) - Kaffee am Morgen bringt nicht nur Menschen in Schwung - auch Bienen bekommen durch Koffein im Nektar einen geistigen Schub. Das berichten britische Biologen in der amerikanischen Fachzeitschrift „Science“.
Mit der richtigen Dosis Koffein zur Belohnung erinnerten sich Bienen bis zu dreimal länger an den Duft einer Futterpflanze. Das hilft nicht nur ihnen bei der Suche, es nützt auch den Pflanzen.
Koffein kommt in der Natur nicht nur im Nektar der Coffea-Pflanze vor, sondern auch in einigen Zitrus-Arten, berichtet Geraldine Wright von der Universität Newcastle. In einigen Kaffee-Sorten entspricht die Konzentration im Nektar dem in einer Tasse Instant-Kaffee. In hoher Konzentration ist der Stoff bitter und schreckt Insekten ab. In geringen Dosen scheint er die Bienen aber nicht zu stören, sondern ihnen eher auf die Sprünge zu helfen, fanden die Forscher heraus.
Sie trainierten individuelle Bienen auf einen Blütenduft, indem sie ihnen bei Erfolg zur Belohnung eine Zuckerlösung gaben. Ein Teil dieser Zuckerlösungen enthielt Koffein in geringen Konzentrationen, wie sie auch in Pflanzen vorkommen. Dabei zeigte sich, dass alle Bienen in etwa gleich schnell lernten - in der Gruppe, die Koffein erhalten hatte, erinnerten sich allerdings dreimal so viele Bienen noch nach einem Tag an den gelernten Duft. Nach drei Tagen erinnerten sich immer noch doppelt so viele Bienen daran.
Koffein stärke also offensichtlich das Langzeitgedächtnis der Bienen, schlussfolgert Wright. Die Forscher konnten diese Wirkung auch im Gehirn der Insekten nachweisen: Koffein veränderte dort die Membraneigenschaften und damit die Erregbarkeit der sogenannten Kenyon-Zellen - Neuronen, die mit dem Geruchslernen in Verbindung stehen.
Koffein nutzt Bienen und Pflanzen, glauben die Forscher. „Dadurch werden wahrscheinlich die Sammelleistungen der Bienen gesteigert. Gleichzeitig erhält die Pflanze einen treueren Bestäuber“, sagt Wright.
„Die Gehirne von Bienen und Menschen sind sehr verschieden“, sagt Mitautorin Julie Mustard von der Arizona State University in Tempe (USA). „Auf der Ebene der Zellen, Proteine und Gene funktionieren sie aber sehr ähnlich. So könnte man an Bienen erforschen, wie Koffein unser eigenes Gehirn und Verhalten beeinflusst.“