Dienstende nach 20 Jahren Letztes Signal: Nasa-Sonde „Cassini“ in Saturn gestürzt

Washington (dpa) - Nach mehr als zehn Jahren Forschung am Saturn hat sich die Raumsonde „Cassini“ zum Abschluss ihrer Mission kontrolliert in den Planeten gestürzt.

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Das letzte Signal der Sonde ging um 13.55 Uhr MESZ im Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa im kalifornischen Pasadena ein, nachdem es zuvor von einer Antenne im australischen Canberra empfangen worden war. „Unser Raumschiff hat die Atmosphäre des Saturn erreicht und wir haben die letzte Übertragung bekommen“, teilte die Nasa via Kurznachrichtendienst Twitter mit. „„Cassini“ ist jetzt ein Teil des Planeten, den sie studiert hat. Danke für die Forschung.“

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Die 2125 Kilogramm schwere Sonde sollte bei ihrem Absturz wie ein Meteor auseinanderbrechen und die Teile dann in der Atmosphäre verglühen. Bis zuletzt hatten mehrere wissenschaftliche Instrumente an Bord von „Cassini“ gearbeitet und Daten zur Erde gesendet. Bis ein Signal vom Saturn auf der Erde ankommt, vergehen 86 Minuten.

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„Ich hoffe ihr seid alle genauso zutiefst stolz auf diese großartige Leistung, eine großartige Mission, ein großartiges Raumschiff und ein großartiges Team“, sagte Missionsdirektor Earl Maize nach dem letzten Signal im Kontrollzentrum, aus dem die Nasa live übertrug. „Ich verkünde jetzt das Ende der Mission.“

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Der Abschied von „Cassini“ war notwendig geworden, weil der Treibstoff der Sonde so gut wie alle war. Um jegliche Kontamination der Monde des Saturn zu verhindern, entschied sich die Nasa, „Cassini“ in der Atmosphäre des Planeten verglühen zu lassen. „"Cassini hat uns die Schönheit des Saturn gezeigt. Sie hat das beste in uns hervorgebracht. Nun müssen wir selbst weiter erkunden“, hieß es bei der Nasa auf Twitter. „Jedesmal wenn wir den Saturn am Nachthimmel sehen, werden wir uns erinnern. Wir werden lächeln. Und wir werden zurückkehren wollen.“

Es sei ein Abschied mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte Nasa-Manager Michael Watkins. „Für uns aus dem „Cassini“-Team wird nichts mehr so sein wie es war, jetzt wo das Raumschiff nicht mehr fliegt“, ergänzte seine Kollegin Linda Spilker.

Auch im Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt fieberten Forscher mit. „Die Stimmung im Kontrollraum war sicher nicht so angespannt wie beim Start einer Mission“, sagte Paolo Ferri, Bereichsleiter für den Missionsbetrieb bei der ESA in Darmstadt. „In den ersten Jahren hatte die Esa eine sehr aktive Rolle bei der „Cassini“-Mission, da unsere Sonde „Huygens“ als Passagier von „Cassini“ von 1998 bis 2005 mitreiste.“

„Cassini“ war 1997 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet und 2004 in der Umlaufbahn des Saturn angekommen. Zum Abschluss der Mission war sie 22 Mal zwischen dem Planeten und seinen Ringen hindurchgetaucht - eine Region, in der zuvor noch nie eine Sonde war. An der rund 3,2 Milliarden Dollar teuren Mission waren Tausende Mitarbeiter aus 17 Ländern beteiligt.

Die Entdeckungen der Sonde, die sich als erste in die Region der Saturn-Ringe gewagt hatte, hatten Wissenschaftler begeistert und das Wissen über den Planeten und seine Ringe revolutioniert. „Cassini“ hatte beispielsweise einen Ozean auf dem Mond Enceladus, der möglicherweise Leben dort zulassen könnte, und flüssige Methan-Seen auf dem Mond Titan entdeckt. Das habe „alles verändert“, sagte Nasa-Manager Thomas Zurbuchen. „Es hat unsere Ansichten durcheinandergeschüttelt über überraschende Orte, an denen man nach potenziellem Leben außerhalb der Erde suchen könnte.“

Deswegen sei das Ende von „Cassini“ auch eigentlich eher ein Anfang, sagte seine Kollegin Spilker. „„Cassini“ ist weg, aber ihr wissenschaftlicher Schatz wird uns noch über Jahre beschäftigen. Wir haben bislang nur an der Oberfläche des Berges an Daten gekratzt, den die Sonde uns zu ihrer Lebzeit überlassen hat.“