Ließen US-Radarstrahlen russische Raumsonde abstürzen?
War es ein Konstruktionsfehler oder die Strahlung einer US-Radarstation auf den Marschallinseln? Ein aufwendiges Experiment soll nun klären, warum die russische Marsmondsonde "Phobos-Grunt" außer Kontrolle geriet. Vize-Regierungschef Rogosin kündigte Konsequenzen an.
Moskau. Mit einem aufwendigen Experiment soll geklärt werden, ob möglicherweise eine us-amerikanische Radarstation für den Absturz der russischen Marsmond-Raumsonde „Phobos-Grunt“ verantwortlich ist. Messgeräte, wie sie auch an Bord des Flugkörpers waren, würden in einem Labor in Moskau testweise Radar-Strahlung ausgesetzt, kündigte Juri Koptew von der staatlichen Untersuchungskommission am Dienstag an. Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin nannte die Theorie „plausibel“, dass ein US-Radar auf den Marshallinseln die Instrumente der Sonde beeinflusst haben könnte. „Falls sich dies bestätigt, würden wir technische und politische Konsequenzen ziehen“, sagte er.
Auch der Forscher Alexander Sacharow gab an, dass die rund 13,5 Tonnen schwere Sonde nach dem Start vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan am 9. November 2011 (Ortszeit) von dem Radar fehlgeleitet worden sein könnte. „Es ist aber nur eine Version, wir legen den Untersuchungsbericht Ende Januar vor“, sagte er nach Angaben der Agentur Interfax. Rogosin schloss auch einen Konstruktionsfehler als Grund für die Panne der 120 Millionen Euro teuren Raumsonde nicht völlig aus.
Nach offiziellen Angaben waren die Trümmer von „Phobos-Grunt“ am Sonntagabend MEZ rund 1250 Kilometer westlich der im Süden Chiles gelegenen Insel Wellington ins Meer gefallen. Die Raumsonde hatte bis 2014 den Marsmond Phobos erforschen und Proben zur Erde bringen sollen. Wegen der Panne am Triebwerk kam sie aber nicht über die Erdumlaufbahn hinaus. Mit der ersten interplanetaren Mission seit 15 Jahren hatte Russland nach mehreren Rückschlägen wieder international Eindruck machen wollen. dpa