Welt-Malaria-Tag Malaria bleibt tödliche Gefahr für Kinder in Afrika

Nairobi · Fast jede Minute stirbt auf der Welt ein Kind an Malaria - die meisten von ihnen in Afrika. Oft wäre ihr Tod, Folge eines Stichs einer infizierten Mücke, vermeidbar. Doch es gibt auch Hoffnung.

Erste Erfahrungen mit den beiden 2024 für Kinder zugelassenen Impfstoffen gegen Malaria stimmen Gesundheitsexperten hoffnungsvoll. (Archivbild)

Foto: Sunday Alamba/AP

Es fängt mit einem Mückenstich an - doch der kann schwere Folgen haben, wenn das Insekt mit dem Parasiten infiziert ist, der Malaria auslöst. Allen Fortschritten zum Trotz bleibt Malaria eine der tödlichsten Tropenkrankheiten. Im letzten globalen Malariabericht der Weltgesundheitsorganisation WHO, der im Dezember veröffentlicht wurde, wurden im Jahr 2023 fast 600.000 Todesfälle in 83 Ländern auf Malaria zurückgeführt. Insgesamt gab es dem Bericht zufolge weltweit insgesamt rund 263 Millionen Krankheitsfälle.

Kleinkinder in Afrika besonders stark betroffen

Am größten ist das Risiko in Afrika südlich der Sahara: In dieser Region wurden nach WHO-Angaben 94 Prozent aller Krankheitsfälle und 95 Prozent der tödlich verlaufenden Malaria-Infektionen verzeichnet. Vor allem für die Jüngsten ist Malaria oft fatal: In 76 Prozent der Todesfälle in Afrika waren Kinder unter fünf Jahren betroffen. Das seien täglich mehr als tausend Kinder, so das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Oder anders gerechnet: Fast jede Minute sterbe ein Kind an Malaria - meist in Afrika.

Die Kombination aus imprägnierten Netzen und Impfung scheint einer Studie zufolge besonders wirkungsvoll für den Schutz vor Malaria. (Illustration)

Foto: Eva-Maria Krafczyk/dpa

Malaria kann auch einen vergleichsweise milden Verlauf haben und ist, rechtzeitig erkannt, gut behandelbar. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost, oft auch Erschöpfungszustände. Die ersten Symptome treten in der Regel 10 bis 15 Tage nach dem Stich einer infizierten Anopheles-Stechmücke auf.

Wichtige Prophylaxe: Mückenstiche vermeiden

Um eine Malaria-Infektion zu vermeiden, ist es besonders wichtig, nicht von Mücken gestochen zu werden - gerade in einem feuchtwarmen Klima, in dem sich die Insekten wohlfühlen und schnell vermehren, nicht ganz einfach. Die Anopheles-Mücke, die Malaria überträgt, ist nachtaktiv. Zu den übliche Vorbeugemaßnahmen in den betroffenen Gebieten gehört unter anderem, in Räumen vor der Dämmerung Insektenschutzspray zu versprühen und unter einem Moskitonetz zu schlafen. Auch lange Kleidung, die möglichst wenig Hautfläche exponiert, kann hilfreich sein.

Tropenmediziner empfehlen Reisenden in tropische Gebiete zudem neben Moskitonetz, Mückengitter und Insektiziden auch medikamentöse Prophylaxe.

Sorgen bereiten zunehmende Resistenzen gegen Insektizide, die Ausbreitung invasiver Mücken sowie Mutationen des Erregers, die nach Angaben des ständigen Ausschusses Reisemedizin zum Versagen von Malaria-Schnelltests führen können und auch die Therapie erschweren.

Impfstoff für Kinder in mehreren afrikanischen Ländern

Mittlerweile sind zwei Impfstoffe gegen Malaria für Kinder zugelassen, die im vergangenen Jahr in 13 afrikanischen Ländern im Rahmen der Routineimpfungen eingeführt wurden. Erste Untersuchungen stimmen die Gesundheitsexperten hoffnungsvoll - die allerdings betonen, dass auch weiterhin auf Moskitonetze und Insektizide zusätzlich gesetzt werden sollte. Einer Studie zufolge war die Kombination von Impfungen und imprägnierten Netzen in den untersuchten Fällen in Malawi zu 71 Prozent erfolgreich in den ersten 18 Monaten nach der Impfung und zu 65 Prozent in den nachfolgenden 18 Monaten.

In Kamerun, wo nach Angaben des afrikanischen Regionalbüros der WHO bis Ende vergangenen Jahres etwa 366.000 Dosen Impfstoff an Kleinkinder in 42 besonders stark von Malaria betroffenen Gesundheitsbezirken verimpft wurden, ging die Zahl der Malariafälle in den teilnehmenden Bezirken um 66.800 zurück auf knapp 267.000 Fälle. Dabei ist anzumerken, dass zum Jahresende erst 48 Prozent der Kinder alle drei Impfdosen erhalten hatten.

Das Impfprogramm soll nach WHO-Angaben weiter ausgebaut und in zusätzlichen Ländern eingeführt werden. „Unser Ziel ist, sicherzustellen, dass dieser Impfstoff andere Maßnahmen zur Malariabekämpfung ergänzt, um die Malaria-Inzidenz und -sterblichkeit bis 2030 um 90 Prozent zu senken“, sagt Charles Shey, bei WHO Africa Leiter der Abteilung für Krankheiten, die durch Impfung verhindert werden können.

US-Mittelkürzungen unterbrechen auch Kampf gegen Malaria

Eine zusätzliche Herausforderung im Kampf gegen Malaria ist die Entscheidung der US-Regierung von Präsident Donald Trump, USAID-Hilfsgelder einzufrieren. Zwischen 2010 und 2023 trugen die USA nach WHO-Angaben über bilaterale und multilaterale Kanäle durchschnittlich 37 Prozent zur weltweiten Finanzierung des Kampfs gegen die Krankheit bei.

Obwohl die Finanzierung einiger von den USA unterstützter Malariaprogramme wieder aufgenommen wurde, haben die Unterbrechungen signifikante Lücken hinterlassen. In vielen afrikanischen Ländern haben die Vorräte an Schnelltests und Medikamenten einen kritischen Tiefstand erreicht, ergab eine Bestandsaufnahme während eines Treffens afrikanischer Gesundheitsexperten Anfang April. Auch bei der Verteilung imprägnierter Moskitonetze sei es zu Rückständen gekommen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Finanzierungsrückschläge die globale Malaria-Agenda gefährden“, sagte Jérôme Salomon, stellvertretender Generaldirektor der WHO auf dem Treffen.

Malaria und Klimawandel

Und wie wirkt sich die Erderwärmung durch den Klimawandel auf die künftige Verbreitung von Malaria aus? Im Fachjournal „Science“ prognostizierte ein Forscherteam im vergangenen Jahr, die Malaria-Übertragungsgebiete in Afrika könnten im Zuge des Klimawandels künftig stärker schrumpfen als bisher angenommen. Es werde eine Abnahme der mit Blick auf Temperatur und Wasserverfügbarkeit geeigneten Gebiete geben, die als Brutstätten der Anopheles-Mücken infrage kommen. Gleichzeitig würden allerdings jene Flächen größer, in denen die Malaria-Erreger mindestens neun Monate pro Jahr übertragen werden können - das betreffe vor allem Regionen entlang großer Flüsse. Da in diesen mehr Menschen lebten, könnten den Modellierungen zufolge bis zu viermal mehr Menschen in künftig ganzjährigen Malaria-Regionen leben, so das Team um Mark Smith von der University of Leeds.

Einer im Januar veröffentlichten Studie des äthiopischen Meteorologen Dereba Megersa und seines Kollegen Xiao-San Luo von der Universität Nanjing zufolge könnten bei höheren Temperaturen sowohl die Parasiten als auch die Mücken schneller wachsen. Extremwetter, insbesondere Starkregen, könne neue Brutstätten in unter Wasser stehenden Gebieten schaffen. Zudem könne sich Malaria im Zuge der Temperaturerwärmung auch in Höhenlagen ausbreiten, in denen es bisher zu kühl für die Mücken war.

© dpa-infocom, dpa:250424-930-462426/1

(dpa)