Masernviren fliegen beim Husten in die Umgebung
Langen (dpa) - Masern sind hoch ansteckend. Die Ursache dafür haben jetzt Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) im hessischen Langen analysiert. Das Virus verbreitet sich von einer strategisch günstigen Stelle aus: der Luftröhre.
Vom typischen Masern-Husten werden die winzigen Partikel dann in die Umgebung geschleudert - und von den Umstehenden eingeatmet, schreiben die Forscher im Fachjournal „Nature“. Weltweit sterben rund 120 000 Menschen jährlich an den Folgen der Masern. In Deutschland gab es im vergangenen Jahr 780 Fälle - in diesem Jahr sind es schon jetzt mehr als 1500. „Verblüffend, dass bisher nicht im Detail bekannt war, wie das Virus in den Körper gelangt“, schreibt das PEI.
Klar war, dass die Viren mit Hilfe eines bestimmten Rezeptors Zellen in den Atemwegen infizieren. Diese virusbeladenen Zellen wandern über die Lymphknoten in die Organe, wo sie sich vermehren. „Wie aber die Erreger in die Atemwege zurückgelangen, um schließlich den Weg nach außen zu nehmen, blieb bisher ein Rätsel.“
PEI-Forscher Michael Mühlebach hat nun mit Kollegen aus den USA, Kanada, Singapur und Frankreich das Geheimnis gelüftet: Das Forscherteam identifizierte ein sogenanntes Transmembranprotein namens Nectin-4 als „Schuldigen“.
„Diese Erkenntnis kann möglicherweise auch dazu beitragen, den Einsatz von Masernviren in der Krebstherapie zu verbessern“, teilte das PEI am Mittwoch mit. In Studien wurde gezeigt, dass die Partikel Tumore schrumpfen lassen. Indem sie sich in Tumorzellen vermehren, lösen sie deren Zelltod aus.