Zum ersten Mal Mini-Dumbo: Tiefsee-Oktopus beim Schlüpfen gefilmt
Bonn (dpa) - Die beiden großen Flossen von Dumbo-Oktopussen wirken wie die riesigen Ohren von Disneys gleichnamigem Elefanten. Forscher haben beobachtet, wie so ein Tier aus dem Ei schlüpft.
„Es war das erste Mal, dass ein solcher Tiefsee-Oktopus direkt beim Schlüpfen beobachtet wurde“, erklärt Liz Shea vom Delaware Museum of Natural History. Bei Folgeanalysen fanden deutsche Forscher heraus, dass die Tiefsee-Lebewesen ohne jede elterliche Fürsorge heranwachsen.
Dumbo-Oktopusse leben in völliger Dunkelheit in tausenden Metern Tiefe, das Wasser dort ist nur wenige Grad warm. Ein Unterwasserroboter hatte vor einigen Jahren eine Koralle mitsamt der zwei Zentimeter großen Eikapsel aus einer Tiefe von fast 2000 Metern geholt, wie die Forscher berichten. An Bord ihres Forschungsschiffes schlüpfte dann der Oktopus - und bewegte sich so wie ein vielfach größeres erwachsenes Tier.
Später wurde der kleine Oktopus mit speziellen Geräten der Uniklinik Münster gescannt. Anhand dieser Aufnahmen erstellten Wissenschaftler des Instituts für Evolutionsbiologie und Ökologie der Universität Bonn ein 3D-Modell der inneren Anatomie des Tiers. Auffällig dabei: ein großer Dottersack, der dem Jungtier bis zum Schlüpfen als Nahrungsquelle dient.
„Für uns als Meeresbiologen ist interessant zu sehen, dass nach einer sehr langen Entwicklungszeit im Ei - wir gehen davon aus, dass es mehrere Jahre sind - ein Organismus schlüpft, der in der Lage ist, in diesem Lebensraum ohne jede Fürsorge zu überleben“, sagte Alexander Ziegler vom Bonner Institut der Deutschen Presse-Agentur.
Andere Oktopus-Arten pflegen dagegen das Gelege. „Sie bauen eine kleine Höhle, hängen die Eier an die Decke und fächeln dem Gelege Frischwasser zu“, schilderte Ziegler. Beim Dumbo-Oktopus sei das anders. „Das Tier klebt die Eier mit einer Masse, die noch nicht näher untersucht ist, an eine Koralle und entschwindet. Der junge Organismus wächst dann über mehrere Jahr in der Eikapsel heran, bis er schlüpfen kann. Und dann muss es gleich losgehen.“
Ihre Analysen zu dem kleinen Oktopus aus der Gruppe Grimpoteuthis stellen die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ vor.