Posthumer Ruhm Paris ehrt Marie Curie

Paris (dpa) - Ein altes Telefon, eine Lampe mit grünem Schirm, ein schwerer, hölzerner Schreibtisch: Im Büro von Marie Curie ist die Zeit stehen geblieben. Das Arbeitszimmer der weltberühmten Chemikerin und Physikerin mit seinen hohen Fenstern ist Teil des Curie-Museums im fünften Pariser Stadtbezirk.

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Gleich nebenan liegt ihr privates Chemielabor, ebenfalls mit Blick auf einen kleinen Garten.

Das versteckt gelegene Museum ist eher etwas für Wissenschaftsliebhaber. Da sich der Geburtstag der Nobelpreisträgerin an diesem Dienstag (7.11.) zum 150. Mal jährt, wird die gebürtige Polin mit einer Ausstellung im Panthéon geehrt, das nur fünf Gehminuten entfernt liegt.

Dort ist mehr Betrieb, jedes Jahr kommen rund 600 000 Besucher. Denn im Panthéon ehrt Frankreich unter einer hohen Kuppel die Helden der Nation. Es sind meist Männer, die Philosophen Voltaire und Jean-Jacques Rousseau oder die Schriftsteller Victor Hugo und Émile Zola. Die 1934 gestorbene Marie Curie und ihr Mann Paul Curie ruhen seit 1995 in der Gruft Nummer Acht des riesigen Gebäudes.

Marie Curie, das ist zunächst der Mythos. „Sie ist die berühmteste Wissenschaftlerin der Welt“, meint Nathalie Huchette, die für die Ausstellung mitverantwortlich ist. „Sie ist die einzige Frau, die zwei Nobelpreise erhalten hat.“

1903 teilte sich der französische Physiker Antoine-Henri Becquerel mit dem Ehepaar Curie den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung und Erforschung der natürlichen Radioaktivität. 1911 folgte dann der Chemie-Nobelpreis für Marie Curie für die Entdeckung des Radiums.

Curie, das ist auch der posthume Ruhm. Sie war laut Museum die erste Frau, die aufgrund eigener Verdienste im Panthéon geehrt wurde. Zwei Jahrzehnte später folgten zwei Widerstandskämpferinnen, Geneviève de Gaulle-Anthonioz und Germaine Tillion. Staatspräsident Emmanuel Macron kündigte im Sommer an, dass auch die frühere Ministerin Simone Veil ins Panthéon überführt werden soll.

Die französischen Experten haben den Ehrgeiz, den Menschen hinter der gelegentlich unnahbar erscheinenden Wissenschafts-Ikone Curie zu zeigen. „Sie war eine Frau, die sich in einer Männerwelt ausgezeichnet hat“, sagt Ausstellungsmacherin Huchette. „Sie hat einen Weg für die Frauen geöffnet. Sie war ein Modell für die weibliche Emanzipation.“

Huchette berichtet, dass Curie gerade nach dem Unfalltod ihres Mannes im Jahr 1906 mit Widerständen kämpfen musste. „Da sie eine Frau und Ausländerin war, war sie zwischen 1910 und 1911 in Frankreich nicht sonderlich akzeptiert. Sie war Ziel von Verleumdungskampagnen in der konservativen und rechtsextremen Presse. Sie wurde übrigens nicht in die Akademie der Wissenschaften gewählt.“

Auch in ihrer Heimat, die sie im Alter von 24 Jahren verließ, wird Marie Curie geborene Maria Sklodowska nicht vergessen. Im Gegenteil. Es gibt Ausstellungen, Filmvorführungen und Kulturveranstaltungen in mehreren Städten. Die Universität Warschau veranstaltet eine medizinisch-wissenschaftliche Konferenz. Auch die nach Curie benannte Universität in Lublin organisiert Gedenkveranstaltungen. Vor dem Denkmal der Curies in Warschau soll am Dienstag ein Kranz niedergelegt werden.