Raumfrachter mit ISS-Nachschub explodiert nach dem Start

Cape Canaveral (dpa) - Zum dritten Mal innerhalb weniger Monate ist ein Versorgungsflug zur Internationalen Raumstation ISS gescheitert. Die Rakete, die den privaten Raumfrachter „Dragon“ zur ISS bringen sollte, explodierte kurz nach dem Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral.

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Der Frachter zerbrach. „Beim Start ist etwas schief gelaufen“, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Ersten Untersuchungen zufolge habe es einen „Überdruck in einem oberen Flüssigsauerstofftank“ gegeben, erklärte der Chef der privaten Betreiberfirma SpaceX, Elon Musk.

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Nasa-Chef Charles Bolden zeigte sich „enttäuscht“. Die drei Astronauten an Bord der ISS seien aber sicher und hätten noch ausreichend Vorräte für mehrere Monate. Der „Dragon“ hatte rund 2000 Kilogramm Nachschub und wissenschaftliche Geräte zu den derzeit auf der ISS stationierten Raumfahrern bringen sollen. Erst Ende April war ein russischer „Progress“-Transporter außer Kontrolle geraten und in der Atmosphäre verglüht. Ende Oktober explodierte ein „Cygnus“-Frachter der Firma Orbital Sciences beim Start.

Der Start am Sonntag hatte den „Dragon“ zum siebten Mal mit Nachschub zur ISS bringen sollen. Alle vorherigen Versorgungsflüge klappten abgesehen von kleineren Pannen stets reibungslos. Ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter der russischen Raumfahrtbranche sprach von einem schweren Verlust. An Bord seien unter anderem Raumanzüge für US-Astronauten sowie wichtiges Werkzeug gewesen, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Wrackteile der Rakete und des Frachters könnten an den Stränden der Ostküste Floridas angespült werden, teilte die Nasa mit. Sie forderte die Bevölkerung auf, sich den möglicherweise giftigen oder explosiven Teilen nicht zu nähern, sondern sie sofort der Nasa zu melden.

„Wir werden eng mit SpaceX zusammenarbeiten, um zu verstehen, was passiert ist, dann werden wir das Problem beheben und wieder fliegen“, sagte Bolden. Das ISS-Versorgungsprogramm sei so angelegt, dass es Ausfälle von Nachschub verkraften könnte.

Die Explosion erinnere daran, dass die Raumfahrt eine „unglaubliche Herausforderung“ sei. „Aber wir werden von unseren Erfolgen und unseren Rückschlägen lernen. Der heutige Startversuch wird uns nicht von unserem ambitionierten Raumfahrtprogramm mit Besatzung abbringen“, erklärte der Nasa-Chef.

Raumfahrtexperten sehen in der Explosion dennoch einen gravierenden Rückschlag für Nasa und SpaceX. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos sagte der Agentur Interfax zufolge, dass die Jahresmission auf der ISS bedroht sein könnte. Im März waren der Russe Michail Kornijenko und der Amerikaner Scott Kelly zur ersten einjährigen - und damit doppelt so lang wie üblichen - Mission in der ISS eingetroffen.

Schon nach der Havarie des Raumtransporters im April habe sich die ISS-Besatzung deutlich einschränken müssen, sagte der Fachmann. Neben Kornijenko und Kelly ist derzeit noch der Kosmonaut Gennadi Padalka auf der ISS stationiert, der im Herbst zur Erde zurückkehren soll.

Zuletzt war die ISS im April mit Nachschub versorgt worden - vom „Dragon“. Roskosmos bot den USA einem Sprecher zufolge an, beim Start des „Progress“-Versorgungsraumschiffes am 3. Juli auch Fracht der Amerikaner mit an Bord zu nehmen und zur ISS zu bringen. Zuletzt waren die Beziehungen zwischen Roskosmos und der Nasa wegen der Ukraine-Krise sehr angespannt gewesen.

Der Start des „Progress“ wird mit besonderer Spannung erwartet, da die Proton-Trägerrakete zuletzt pannenanfällig war. Im August soll das japanische Raumschiff HTV die Vorräte wieder auffüllen, im Dezember ist ein Versorgungsflug des „Cygnus“ geplant. Am 23. Juli soll die neue Besatzung der ISS vom Weltraumbahnhof Baikonur starten, um ein halbes Jahr im All zu bleiben.