Rekordflug ins All: In sechs Stunden zur ISS

Moskau (dpa) - So schnell wie noch nie: Nach einem Rekordflug von knapp sechs Stunden statt wie bisher zwei Tagen hat ein unbemannter russischer Frachter an der Internationalen Raumstation ISS angedockt.

Die Progress M-16M mit 2,6 Tonnen Nachschub koppelte in der Nacht zum Donnerstag um 3.18 Uhr MESZ an, wie die Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau mitteilte. Das neue Verfahren soll künftig vor allem bei bemannten Sojus-Flügen angewandt werden. Die ISS hatte vor dem Ankoppeln ihre Flughöhe von 350 auf 400 Kilometer angehoben, um ideale technische Bedingungen für den Rekordflug zu schaffen.

„Die verbesserte Technik ist eine erhebliche Erleichterung für die drei Raumfahrer, die sonst zwei Tage lang in einer engen Sojus-Kapsel ausharren müssen“, sagte ein Roskosmos-Mitarbeiter nach Angaben der Agentur Itar-Tass. Denkbar sei eine Anwendung ab Frühjahr 2013. Zuvor seien weitere Tests mit unbemannten Raumschiffen nötig. Nach einigen Rückschlägen war der Rekordflug auch ein wichtiger Prestigeerfolg für die Raumfahrtnation Russland. Noch am 22. Juli war ein erster Test der neuen ISS-Andocktechnik gescheitert.

Die Progress M-16M hatte Lebensmittel, Treibstoff, Geschenke und wissenschaftliche Geräte an Bord. Auf der ISS arbeiten derzeit drei russische Kosmonauten, zwei US-Astronauten und ein japanischer Raumfahrer. Der Frachter war am Mittwochabend um 21.35 Uhr MESZ vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abgehoben. Es handele sich um den schnellsten Flug zu einem Ziel im Weltall seit der knapp zweistündigen Reise des bemannten US-Raumschiffs Gemini 11 zu dem künstlichen Erdsatelliten Agena im September 1966, hieß es.

Da das neue Verfahren die Flüge zur ISS verteuere, werde es in Zukunft wohl nur bei bemannten Missionen eingesetzt, sagte der Roskosmos-Mitarbeiter. „Bei unbemannten Progress-Frachtern stehen wir bei der Länge der Flüge nicht so sehr unter Zeitdruck.“