Schweizer wollen Müllabfuhr fürs All entwickeln

Lausanne (dpa) - Noch ist der Weltraum voll von Abfall, doch ordnungsliebende Schweizer wollen das ändern: Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) gaben am Mittwoch die Entwicklung einer „kosmischen Müllabfuhr“ bekannt - Reinigungssatelliten, die Weltraumschrott entfernen.

„Es ist inzwischen von grundlegender Bedeutung, die von Weltraumabfall ausgehenden Risiken sehr ernst zu nehmen“, sagte der Schweizer Astronaut und EPFL-Professor Claude Nicollier vor Reportern.

Er verwies auf hunderttausende Schrottteilchen, die im All um die Erde kreisen und dabei Raketen sowie Satelliten gefährden. Dazu gehörten Trümmerteile von Raketenstufen, Abdeckkappen, Schrauben, Isolationsstücke, Kupferdrähte und andere Überbleibsel menschlichen Pioniergeistes.

Um diese Gefahren zu beseitigen, sollte nach Überzeugung der Forscher um Zentrumsdirektor Volker Gass eine ganze Mannschaft von Reinigungssatelliten geschaffen und im All auf Schrottjagd geschickt werden. Ein Prototyp mit dem Namen „CleanSpace One“ könnte laut EPFL in drei, spätestens aber in fünf Jahren ins All geschickt werden. Dafür sind zunächst Kosten von zehn Millionen Franken (8,5 Millionen Euro) eingeplant.

Für seine kosmische „Putzaktion“ soll „CleanSpace One“ mit einem neuartigen, für den luftleeren Raum geeigneten Motor ausgerüstet werden. Dieser treibt auch einen Greifarm an, der den Müll an- und einpackt. Das ist vor allem angesichts der Geschwindigkeiten von mehreren Zehntausend Kilometern pro Stunde, mit denen die Teile durchs All schießen, eine komplizierte Operation.

Wenn schließlich so viel „Beute“ wie möglich ergriffen wurde, nimmt „CleanSpace One“ Kurs in Richtung Erdatmosphäre. Beim Eintreten verglühen die Trümmer - und auch der „Müllabfuhr“-Satellit, weshalb es nach Überzeugung der Schweizer Forscher möglichst viele „CleanSpace“-Nachfolger geben sollte.

Auch um die kosmische Reinigungsmaschine zu testen, soll eines Tages ihre erste Mission darin bestehen, einen der beiden 2009 sowie 2010 ins All geschossenen Schweizer Minisatelliten „SwissCube“ und „TIsat“ aus dem Verkehr ziehen. Halbwegs bezahlbar würden „Müllabfuhr“-Satelliten laut Gass erst, wenn diverse Systeme entwickelt würden und Herstellung sowie Vertrieb durch kommerzielle Unternehmen erfolgten. Die Nachfrage werde wachsen: „Raumfahrtagenturen sind immer stärker gefordert, das, was sie ins All schießen, auch wieder zu entfernen.“