Schwindendes Antarktis-Eis lockt Buckelwale

San Francisco (dpa) - Amerikanische Forscher haben nahe der Antarktis die bisher größte Ansammlung von Buckelwalen entdeckt.

Die Tiere fraßen sich an der ebenfalls größten Konzentration von Krill satt, die in 20 Jahren beobachtet wurde. Das berichtet das Team um Douglas Nowacek von der Duke Universität in Durham (USA) im Journal „PLoS ONE“.

306 Buckelwale zählten die Forscher auf einer Expedition im Mai 2009 in der Wilhelmina Bay an der Antarktischen Halbinsel. Das entspricht mehr als fünf Walen pro Quadratkilometer. Auch im folgenden Jahr fanden die Forscher eine ähnlich große Ansammlung. Der Grund dafür: riesige Mengen Krill, die Nahrung der Wale.

Eine Ursache für das gute Futterangebot sehen die Forscher in der Klimaerwärmung. Zum Untersuchungszeitpunkt im Herbst auf der Südhalbkugel war das Meer früher bereits weitgehend mit Eis bedeckt. Krill - kleine Krebstiere - zieht sich unter den Schutz der Eisdecke zurück, wo die Krebse und Larven überwintern. In den Jahren 2009 und 2010 bedeckte dünnes Meereis aber nur weniger als zehn Prozent der Bucht.

„Der Rückgang des Eises ist kurzfristig gut für die Wale - sie können fressen, soviel sie wollen“, kommentiert Ari Friedlaender, Mitautor der Untersuchung. „Langfristig könnte sie sich aber negativ auf beide Arten auswirken, und ebenso auf alles andere, das im südlichen Ozean auf Krill angewiesen ist.“

Wissenschaftler haben bereits einen Rückgang des Krill festgestellt und dafür den Rückgang des Meereises verantwortlich gemacht. Die Krebse sind eines der wichtigsten Glieder der antarktischen Nahrungskette und eine Basis für das Ökosystem.

Der reich gedeckte Tisch für die Buckelwale habe noch eine andere Folge, berichten die Forscher. In der riesigen Walversammlung haben sie Paarungsgesänge ausgemacht, weit entfernt von den üblichen Paarungsgebieten in wärmeren Meeresteilen. „Wenn Weibchen ein solches Futterangebot finden, warum sollen sie dann jedes Jahr zu den Paarungsplätzen wandern?“, fragt Nowacek. Die Erwärmung beeinflusse also bereits unmittelbar den Lebenszyklus der Tiere.