„Sei ein Wähler“ motiviert mehr als „gehe wählen“
Washington (dpa) - Die Aufforderung „Sei ein Wähler“ wirkt auf Menschen stärker als „gehe wählen“. Will man Erwachsene gezielt ansprechen, so zahlt es sich aus, Substantive zu nehmen, die an ein positives Bild appellieren, dass jeder von sich selbst haben möchte.
Das berichten Psychologen in den „Proceedings“ der amerikanischen Akademie der Wissenschaften. Christopher Bryan und Gregory Walton von der Universität Stanford hatten vor den Präsidentschaftswahlen 2008 potenzielle Wähler in Kalifornien nach ihrem Wahlverhalten gefragt. Dabei wurden sie entweder als „Wähler“ angesprochen oder nur mittels des Verbs „wählen“ befragt, ob sie zur Wahl gehen würden.
In drei verschiedenen Befragungen mit zusammen mehreren hundert Teilnehmern stellte sich statistisch gesichert heraus, dass Menschen, die mit dem auf sie selbst bezogenen Substantiv angesprochen worden waren, eher bereit waren, wählen zu gehen. In Experiment eins bekundeten die Teilnehmer nach dem Gespräch nur, ob sie zur Wahl gehen wollten oder nicht. In Teil zwei und drei der Studie prüften die Forscher das Verhalten anhand von Wahldaten später nach.
Beim dritten Experiment mit 214 zur Wahl registrierten Teilnehmern, nahmen nach der Aufforderung „Sei ein Wähler“ 90 Prozent an der Wahl teil, bei der Bitte „wähle“ waren es 79 Prozent.
Dahinter stehe der menschliche Drang, nach Möglichkeit dem eigenen, positiven Bild von sich selbst zu entsprechen, glauben die Forscher. Zu wählen bedeute für den Einzelnen keinen direkten persönlichen Vorteil, dagegen eine aktive Anstrengung. Entsprechend erinnert auch die Aufforderung mittels Verben eher an die Tätigkeit und damit eine Mühe.
Auf der anderen Seite ist mit dem Bild des „Wählers“ das Image eines kompetenten, aufgeklärten und aktiven Bürgers verbunden, der dazu beitrage die Gesellschaft zu formen. Die Ansprache mit diesem Bild motiviere Menschen besser, weil sie dem damit verbundenem positivem „Selbstbild“ entsprechen wollen. Das sehen die Forscher als ein Beispiel dafür, wie schon kleinste sprachliche Unterschiede die Stärke der Motivation bestimmen können.