Studie: Fledermäuse trennen sich bei starken Konflikten

Greifswald (dpa) - Fledermäusen geht es wie manchen Menschen: Bei starken Interessenkonflikten sind die Tiere nicht mehr konsensfähig. Das ist das Ergebnis einer Studie unter Leitung von Greifswalder Zoologen.

Für ihre Untersuchungen simulierten die Forscher aus Deutschland und der Schweiz Konfliktsituationen zwischen Mitgliedern wilder Bechsteinfledermaus-Kolonien.

Einige Tiere wurden bei der nächtlichen Wahl des nächsten Tagesquartiers Störsignalen ausgesetzt. Die von den Forschern variierten Signale zeigten den ausgewählten Tieren, dass die Fledermauskästen nicht oder nur bedingt als Tagesquartier geeignet waren. Wurde beim Einflug der mit einem Transponder ausgestatteten Tiere ein starkes Signal erzeugt, konnte der Interessenkonflikt innerhalb der Kolonie nicht mehr gelöst werden. „Die Kolonie wählte ein anderes Quartier oder spaltete sich für ein bis zwei Tage auf“, sagte Studienleiter Gerald Kerth am Dienstag in Greifswald.

Bei schwächeren Störsignalen - Summen oder leichtes Vibrieren des Fledermauskastens - konnten sich die Fledermäuse laut Studie einigen. In einem solchen Fall waren demnach auch gestörte Tiere bereit, in das Quartier einzuziehen, solange ein Teil der Kolonie den Kasten für geeignet hielt. Über ihrer Ergebnisse berichteten die Forscher auch im Fachjournal „Current Biology“ (Online).

Mit der Studie sei erstmals für im Freiland lebende Säugetiere gezeigt worden, dass das Ergebnis von Gruppenentscheidungen von der Stärke des Interessenskonflikts zwischen den Tieren abhänge, sagte Kerth von der Universität Greifwald.

Den Tag gemeinsam mit 15 bis 40 Kolonie-Mitgliedern in einem Quartier zu verbringen, ist der Normalzustand für diese Tiere. Denn sie profitieren davon, sich in einem gemeinsamen Quartier gegenseitig wärmen zu können. „Wenn die individuellen Nachteile für einen Teil der Kolonie die Gruppenvorteile aber sehr stark überwiegen, kann es zu einer zeitweisen Spaltung der Kolonie kommen.“

Die Forscher sehen durchaus Parallelen im Verhalten zwischen Fledermäusen und Menschen. Allerdings könne der Mensch dafür sorgen, dass der Interessenkonflikt nicht zu groß wird, sagte Kerth.