Tomaten warnen vor Feinden und senden zugleich einen Schutz
Yamaguchi (dpa) - Tomatenpflanzen warnen sich gegenseitig vor Fraßfeinden und liefern ihren Nachbarn zugleich die Vorstufe für ein Abwehrmittel. Das berichten japanische Forscher in den „Proceedings“ der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).
Bereits seit längerem ist bekannt, dass manche Pflanzen bei Insektenangriffen leicht flüchtige Chemikalien abgeben, die ihre Artgenossen in der Umgebung zur verstärkten Produktion von Abwehrstoffen anregen. Wie dieses Frühwarnsystem aber genau funktioniert, blieb bisher ein Rätsel.
Kenji Matsui und seine Mitarbeiter von der Universität Yamaguchi untersuchten dies jetzt genauer an Tomatenpflanzen, streng isoliert und bei kontrollierter Luftströmung. Diese strich zum Teil über Pflanzen, an denen sich der Asiatische Baumwollwurm (Spodoptera litura) gütlich tat, zum Teil über Pflanzen ohne Insektenbefall. Beim Asiatischen Baumwollwurm handelt es sich um die Larve eines Kleinschmetterlings aus der Familie der Eulenfalter.
In den Blättern der Tomatenpflanzen, die in der Luftströmung der befallenen Artgenossen standen, fand sich ein erhöhter Anteil der Chemikalie (z)-3-Hexenyl-Vicianosid (HexVic). Von ihr ist bekannt, dass sie das Wachstum der Schmetterlingslarven hemmt.
Zusätzlich zeigte die Analyse der Substanzen in der Luft, die von den befallenen Pflanzen kam, als Hauptkomponente den Stoff (z)-3-Hexenol - dieser ist ein chemischer Vorläufer bei der Bildung des wirksamen HexVic. Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Die Tomatenpflanzen senden nicht nur chemische Warnmeldungen aus, sie liefern anderen Pflanzen damit sogar einen Grundstoff für ihre Verteidigung.
Forscher konnten Warnsignale auf chemischer Basis bereits bei verschiedenen Pflanzen nachweisen, unter anderem bei Tabak oder Mais. Maisblätter sondern beim Angriff von Schädlingen flüchtige Stoffe in ihre Umgebung ab, mit denen sie einerseits Feinde der attackierenden Insekten anlocken und andererseits benachbarte Pflanzen alarmieren. Die gewarnten Maispflanzen produzieren dann eine schützende Säure, mit der sie sonst nur auf äußere Verletzungen reagieren, wie eine im vergangenen Januar in „PNAS“ veröffentlichte Studie ergeben hatte.