Vergessene Knochen gehören ältestem Albatros
Frankfurt/Main (dpa) - Vor 30 Millionen Jahren kreisten Albatrosse über dem Gebiet der heutigen Nordsee.
Mit einer Flügelspannweite von über zwei Metern und etwa 80 Zentimeter großem Körper segelten die Vögel stundenlang durch die Luft - so wie ihre heutigen Artgenossen, die aber vorwiegend auf der Südhalbkugel zu Hause sind. Anhand jahrzehntelang unbeachteter Knochenreste wiesen Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts erstmals einen Albatros dieses Alters aus Nordeuropa nach, wie Senckenberg am Montag in Frankfurt mitteilte. Die Studie sei im Fachjournal „The Auk“ veröffentlicht worden.
Gefunden wurden die Knochen in der Nähe von Antwerpen in einer Ziegeltongrube. Im Naturkundemuseum Brüssel seien die versteinerten, höchstens fünf Zentimeter großen Knochenstücke in Röhrchen aufbewahrt worden, sagte Senckenberg-Experte Gerald Mayr. „Die Knochen wurden schon vor über 100 Jahren gefunden, aber bisher nicht untersucht.“ Der Frankfurter Vogelexperte nahm die Stücke mit seinem Brüsseler Kollegen Thierry Smith unter die Lupe und beschreibt sie als Tydea septentrionalis, eine neue Art aus der Gruppe der Albatrosse.
„Wir wissen nun, dass Albatrosse eine lange evolutionäre Entwicklungsgeschichte in Europa hatten, aber warum die Tiere in diesem Teil der Welt ausgestorben sind, ist uns weiterhin ein Rätsel“, sagte Mayr.