Vermeintlicher Durchbruch in der Stammzellforschung war keiner

Tübingen/Heidelberg (dpa) - Nach jahrelangem Streit um einen angeblichen Durchbruch in der Stammzellforschung hat das Team um den Heidelberger Professor Thomas Skutella seine Forschungsergebnisse zurückgezogen.

Die Fachzeitschrift „Nature“ schrieb, man sei mit den Wissenschaftlern übereingekommen, dass die Veröffentlichung aus dem Jahr 2008 nicht den nötigen Kriterien entsprochen habe.

Skutella hatte damals noch von seinem Lehrstuhl in Tübingen aus behauptet, er habe aus den Hoden erwachsener Männer Zellen gewonnen, die fast dieselben Eigenschaften wie embryonale Stammzellen haben. Diese Entdeckung wurde von vielen Stammzellforschern als Durchbruch angesehen - denn aus solchen Zellen könnte eines Tages Ersatzgewebe gezüchtet werden, das Patienten bei bislang unheilbaren Krankheiten wie Parkinson helfen könnte.

Doch schnell waren Zweifel an der Arbeit der Tübinger Wissenschaftler laut geworden. Schon 2010 hatten Experten ebenfalls in der Fachzeitschrift „Nature“ eine Untersuchung veröffentlicht, mit der sie Skutellas Ergebnisse als widerlegt ansahen.

Nachdem die Experimente nun noch einmal nachvollzogen worden seien, hätten Skutella und sein Team zugegeben, dass nicht ausreichend bewiesen sei, dass wirklich pluripotente Stammzellen gewonnen wurden, schrieb „Nature“ online am 30. Juli. Das „Schwäbische Tagblatt“ berichtete am Dienstag zuerst darüber.