Winterschlaf der Bären lässt Forscher staunen

Washington (dpa) - Wenn Schwarzbären sich zum Winterschlaf in eine Höhle zurückziehen, legen auch ihre Organe eine Ruhepause ein. Das Herz schlägt nur noch etwa 14 Mal in der Minute statt sonst 55, die Atemzüge werden länger, und die Körpertemperatur sinkt um fünf bis sechs Grad Celsius.

Überrascht haben Forscher jetzt festgestellt, dass der Stoffwechsel der Bären dabei auf noch viel niedrigerer Sparflamme läuft als bislang angenommen.

Die Winterschläfer drosselten ihren Stoffwechsel um drastische 75 Prozent, berichtete die Gruppe um Øivind Tøien von der Universität von Alaska in Fairbanks zum Auftakt der weltgrößten interdisziplinären Forschertagung am Donnerstag in Washington. Normalerweise sinke die Stoffwechselrate selbst bei einer Verringerung der Körpertemperatur um zehn Grad nur um die Hälfte.

Die Forscher hatten erstmals umfangreiche Daten vom Winterschlaf der Bären gewonnen und stellen diese im US-Fachjournal „Science“ vor. Dafür griffen sie auf „Problembären“ zurück, die Wildhüter in der Nähe von Dörfern gefangen hatten. Die Schwarzbären wurden in Höhlen mit Bewegungsmeldern und Kameras in einer natürlichen Umgebung gebracht. Sie bekamen Messgeräte für die Körpertemperatur und Herzschlagrate eingepflanzt. Ihren Stoffwechsel rechnete das Team aus dem Sauerstoffverbrauch in der Höhle hoch.

Bei anderen Winterschläfern sinken die Stoffwechselrate und die Körpertemperatur gleichermaßen drastisch. Nicht so bei den Schwarzbären. Ihre Körpertemperatur ging zur Überraschung der Forscher um nicht mehr als fünf bis sechs Grad zurück, während ihr Stoffwechsel nur noch bei einem Viertel des Sommerwerts dümpelte.

In dieser reduzierten Gangart schafft es Meister Petz, fünf bis sieben Monate ohne Nahrung und Wasser, ohne Verlust von Knochen- und Muskelmasse und ohne Probleme mit der Niere oder dem Verdauungssystem zu überleben.

Fasziniert beobachteten die Wissenschaftler ein weiteres Phänomen. Sowie sich die Körpertemperatur eines Bären der 30-Grad-Marke näherte, wurde er von einem Schüttelfrost erfasst, der so lange anhielt, bis das Tier sich wieder auf 36 Grad erwärmt hatte. Dieser Zyklus setzte sich im Abstand von drei bis sieben Tagen den ganzen Winter hindurch fort.

Die Forscher hoffen, dass die Winterschlaftricks der Bären auch einmal für die Suche nach Therapien gegen Knochenschwund und Nierenleiden oder zur Behandlung von Unfallopfern nützen können. Selbst einen langen Flug ins All würden Menschen wohl besser verkraften, wenn sie vorübergehend in eine Art Winterschlaf versetzt würden, spekuliert das Team.