Kostenübernahme Wissenschaftler starten neuen Angriff auf die Homöopathie

In der „Freiburger Erklärung“ wird die Finanzierung der Behandlungsmethode durch die gesetzlichen Kassen scharf kritisiert.

Homöopathische Mittel - hier Globuli - sind bei vielen Patienten beliebt.

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Düsseldorf. Ein Netzwerk von Ärzten, Apothekern, Tierärzten, Biologen und anderen Naturwissenschaftlern fordert die „Akteure des wissenschaftlich begründeten Gesundheitswesens auf, sich endlich von der Homöopathie und anderen pseudomedizinischen Verfahren abzuwenden.“

Hintergrund: Gesetzliche Krankenkassen finanzieren homöopathische Behandlungen durch Mitgliedsbeiträge. In der „Freiburger Erklärung zur Homöopathie“ sagen die Wissenschaftler nun: „Die Homöopathie überlebt nur, weil ihr im Gesundheitssystem ein Sonderstatus zukommt, der ihr nicht zusteht. Während Medikamente ihre Wirksamkeit nach objektiven Kriterien nachweisen müssen, ist die Homöopathie davon befreit.“

Die Techniker Krankenkasse etwa hat Verträge zur homöopathischen Versorgung mit dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) abgeschlossen. Die Kasse nennt zwar keine Zahlen zu den Ausgaben, eine Sprecherin bestätigt aber, dass sich jährlich 100 000 Versicherte in der sogenannten Integrierten Versorgung einschreiben. Es wird betont, dass solche Behandlungen nur Ärzten vorbehalten seien. Für homöopathische Arzneimittel könnten für jeden Patienten 100 Euro pro Jahr über die Satzungsleistungen ausgegeben werden.

Die Barmer GEK will ebenfalls keine Zahlen zu den Kosten homöopathischer Behandlungen nennen. Aber auch hier werden Behandlungen im Rahmen von Selektivverträgen mit dem DZVhÄ übernommen. Nicht aber die Kosten für homöopathische Arzneimittel.

Von seiten der DAK Gesundheit heißt es: „Die Arztkosten sind nicht bekannt, weil wir keine besonderen Verträge zur Homöopathie abgeschlossen haben. Die jährlichen Kosten für homöopathische Arzneimittel lassen sich nicht aus den Gesamtkosten für Arzneimittel herausfiltern.“

Dass die Krankenkassen homöopathische Behandlungen und teilweise auch Arzneimittel bezahlen und damit werben, hat für Professor Norbert Schmacke vom Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Uni Bremen diesen Grund: „Entscheidendes Motiv ist der Wettbewerb um Versicherte. Egal, ob das etwas bringt oder nicht. Die Kassen buhlen um die in der Regel besser verdienenden Versicherten, die an Homöopathie & Co vermehrt Interesse haben.“ Schmacke kritisiert: „Dass dieses Behandlungsverfahren jenseits heutiger Maßstäbe für gute Medizin gewissermaßen außer Konkurrenz fährt, wird von der Politik gedeckt. Das ermöglicht einen derart unsinnigen Kassenwettbewerb.“

Cornelia Bajic, Vorsitzende des DZVhÄ, spricht von einer Kampagne gegen die integrative Medizin. Patienten und Ärzte seien laut repräsentativen Studien und der Erfahrungen der homöopathischen Ärzte hochzufrieden. Die Homöopathie sei „bei vielen chronisch kranken Patienten zur letzten Option mit einer Chance auf Besserung der Beschwerden geworden.“ Meinung und Analyse/Tagesthemen