Zeitung: Forscher können Stephen Hawkings Gedanken lesen
Berlin/San Diego (dpa) - Der US-Neurologe Philip Low hat nach einem Medienbericht einen Gehirnscanner entwickelt, der Gedankenmuster erkennen kann. Am 7. Juli werde Low zusammen mit dem schwerkranken Astrophysiker Stephen Hawking die neue Technik auf einem Kongress vorführen.
Hawking und Low arbeiten daran, die Gedanken des Physikers per Computer in Worte zu übersetzen - und so dem 70-jährigen Nervenkranken eine neue Stimme zu verschaffen, wie Low im Interview mit der Zeitung „Die Welt“ (Montag) beschreibt.
Momentan kommuniziert Hawking noch per Sprachcomputer - mit seinem Wangenmuskel und einem Auge setzt er Buchstaben auf einem Monitor zu Worten zusammen - eine Computerstimme spricht Hawkings Worte dann nach. Doch den Physiker, der unter Amyotropher Lateralsklerose (ALS) leidet, schwächt seine Krankheit zunehmend, so dass er den Angaben zufolge seinen Wangenmuskel bald nicht mehr benutzen kann. „Stephen hat mich gefragt, ob ich ihm helfen kann“, sagte Low.
„Wir bitten Hawking, sich vorzustellen, Fußball zu spielen oder die Hand zur Faust zu ballen. All das ergibt typische Denkmuster, sogenannte Biosignale, die so charakteristisch sind, dass sie sich im nächsten Schritt in Buchstaben oder ganze Worte übersetzen lassen.“ Seit vergangenem Sommer trage Hawking dafür ein Stirnband als Halterung für ein federleichtes Gerät - das „iBrain“ - von der Größe einer Streichholzschachtel. „Er macht immer sehr gut mit, ist ein wunderbarer wissenschaftlicher Partner. Wenn er müde ist, dann lässt er es sich nicht anmerken“, berichtete Low.
Am kommenden Sonntag wollen Low (33), der an der Stanford-Universität arbeitet und ein Unternehmen hat, und Hawking ihre Methode auf der Francis Crick Memorial Conference im britischen Cambridge präsentieren.
Hawking ist vor allem durch seine Theorien zum Ursprung des Kosmos und zu Schwarzen Löchern bekanntgeworden. Er schrieb auch das populärwissenschaftlichen Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“.