Ziegen erkennen Nachwuchs noch nach einem Jahr
London (dpa/fwt) - Auch ein Jahr nach der Trennung erkennen Ziegenmütter ihren Nachwuchs anhand der Rufe noch wieder. Sie unterschieden das Meckern der Zicklein sowohl von dem fremder Ziegenkitze als auch den Rufen ihres jüngeren Nachwuchses.
Das schreiben Forscher in den „Proceedings B“ der britischen Royal Society. Das verhindere möglicherweise Inzucht zwischen Müttern und ihren Söhnen.
Das Team um Elodie Briefer von der Queen Mary University of London hatte das Verhalten von Zwergziegen auf einem Bauernhof im englischen Nottinghamshire untersucht. Zunächst wurden die Laute fünf Wochen alter Ziegenkitze aufgenommen. Diese wurden den neun Muttertieren sofort und dann noch einmal 11 bis 17 Monate später vorgespielt - und damit 7 bis 13 Monate, nachdem die Kitze entwöhnt waren, also keine Milch mehr bekamen.
Die Ziegen reagierten eindeutig stärker auf das Gemecker des eigenen Nachwuchses - wenn auch deutlich schwächer als fünf Wochen nach dessen Geburt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Ziegenmütter so nicht nur Inzucht mit den Söhnen vermeiden, sondern auch eine stabile Beziehung zu den Töchtern aufrechterhalten: Die weiblichen Familienmitglieder bleiben oft ihr ganzes Leben in stabilen matriarchalischen Gruppen zusammen.
Ein erstaunlich langanhaltendes Erinnerungsvermögen für Laute gebe es wahrscheinlich bei wesentlich mehr Säugetieren als bisher angenommen, schreiben die Forscher. Bekannt sei bereits, dass Australische Seelöwen (Neophoca cinerea) und Nördliche Seebären (Callorhinus ursinus) sich mindestens zwei bis vier Jahre nach Entwöhnung an die Stimme ihres Nachwuchses erinnern. Lisztaffen (Saguinus oedipus) erinnern sich, von ihrer Verwandtschaft getrennt, auch nach mehr als viereinhalb Jahren an deren Rufe.