Wjatscheslaw Ponomarjow: Der falsche Zar
Wjatscheslaw Ponomarjow hat sich im ostukrainischen Slawjansk zum Bürgermeister ausgerufen — und stellt sich damit in die Tradition russischer Rebellen der Zarenzeit. Wenn der 48-Jährige über die Militärbeobachter der OSZE spricht, die er und seine Kampfgefährten als Geiseln genommen haben, benutzt er am liebsten das Wort „Kriegsgefangene“.
Ehre und Krieg sind die Kategorien, in denen Ponomarjow denkt. Die Regeln des humanitären Völkerrechts oder der internationalen Diplomatie missachtet er. Er kennt sie nicht einmal. Wie sollte er auch?
Er selbst nennt sich einen „einfachen Mann ohne Ambitionen“. Aufgewachsen ist er im Industrierevier Donbass. Er hat in der Sowjetarmee gedient. Später saß er als Kleinkrimineller im Gefängnis, bevor er eine Textilwerkstatt und später eine Seifenfabrik leitete. Der untersetzte Mann mit dem Stiernacken und geschorenem Haar tritt gern in einer schwarzen Trainingsjacke auf. Dass an seiner linken Hand Zeige- und Mittelfinger und im Mund mehrere Zähne fehlen, werteten Beobachter zuletzt als Zeichen eines bewegten Lebens. Sich selbst bezeichnete der geschiedene Ponomarjow als bescheiden. Was er an Geld verdiene, gebe er seiner Mutter und seinem Sohn zum Leben. krö