Wohnen: Teuer, teurer, Paris
Weil immer mehr Wohnungen in der Lichterstadt an Touristen vermietet werden, fehlt es den Einwohnern an billigen Unterkünften.
Paris. Eine schicke Ferienwohnung in bester Pariser Lage. Mitten im „Quartier Victor Hugo“ gelegen, nur einen Steinwurf entfernt vom Eiffelturm. Was das Appartement attraktiv macht: Für sehr erschwingliche 115 Euro können dort sechs Personen übernachten und sich preiswert verköstigen. Denn es ist komfortabel ausgestattet — mit Backofen und Mikrowelle, Espresso-Maschine und Küche, Flachbildschirm und Aufzug.
Möblierte Ferienwohnungen sind der Renner in Paris. Aber der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge. Denn jede Wohnung, legal oder illegal in eine Touristenherberge umgewandelt, wird dem ohnehin schon sehr knappen Markt an erschwinglichem Wohnraum entzogen. Nun sagt die Stadt Paris dem Wildwuchs bei Ferienwohnungen den Kampf an — und vergrault viele Parisbesucher.
Es waren vor allem clevere Amerikaner, Engländer, Skandinavier, Holländer und Deutsche, die den Stein ins Rollen brachten und vor gut zehn Jahren einen regelrechten Ferienwohnung-Boom in der „Lichterstadt“ auslösten. Schätzungsweise 20 000 bis 40 000 Appartements sind mittlerweile in den 20 Arrondissements zu finden. Über die Nachfrage brauchen sich die Anbieter eigentlich nicht den Kopf zu zerbrechen. Mit über 27 Millionen Touristen im Jahr ist Paris die meistbesuchte Metropole der Welt.
Doch wo bleiben die jungen Familien, die Studenten und Berufsanfänger, alleinerziehende Mütter und Senioren? Wer nur über ein mittleres Einkommen verfügt, findet Wohnraum höchstens noch in den Steinwüsten der Vororte. „Paris ist keine Museumsstadt wie Venedig, es gibt auch noch Menschen, die hier leben“, betont der fürs Wohnungswesen zuständige Beigeordnete Jean-Yves Mano gegenüber der Zeitung „Le Parisien“.
Strenge gesetzliche Vorschriften sorgen eigentlich dafür, dass Pariser Mietwohnungen nicht ohne weiteres in Gewinn bringende Appartements für Touristen umfunktioniert werden können. Doch viele clevere Hauseigentümer und Wohnungsvermieter umgehen das komplizierte Regelwerk.
Nicht unschuldig am Ferienwohnung-Boom sind Zehntausende ausländische Investoren, die, von niedrigen Zinsen profitierend, in den letzten Jahren ihr Geld in schicke Pariser Immobilien steckten. Auch viele Franzosen sind auf den Zug aufgesprungen. Eine Immobilie in der Hauptstadt gilt dank satter Wertsteigerung als lukrative Investition.