Wollte Karel Gott emigrieren? - Geheimbrief entdeckt
Prag. Der tschechische Sänger Karel Gott (70) soll zu kommunistischen Zeiten im Juli 1971 erwogen haben, im Anschluss an Konzerte in Westdeutschland zu bleiben. Aus Hamburg habe Gott damals einen geheimen, bisher unbekannten Brief an Gustav Husak gerichtet, den damaligen Generalsekretär der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, berichteten Tageszeitungen in Prag am Mittwoch.
"Zuhause bin ich auf Schritt und Tritt unüberwindbaren Hindernissen begegnet", schrieb der Musiker demnach 1971 an Husak und forderte gemeinsam mit den Komponisten Jiri und Ladislav Staidl, die künstlerische Zensur zu lockern.
"Es kann sein, dass ich das mitunterzeichnet habe", antwortete Gott auf die Frage nach der Echtheit des nun veröffentlichten Schreibens. In seiner Erinnerung habe Husak aber 1971 von sich aus Kontakt zu ihm und den Brüdern Staidl gesucht. Durch diplomatische Kanäle habe Husak den Ausreisewilligen in Frankfurt/Main versichert, dass ihnen in der Tschechoslowakei keine Strafverfolgung drohe, sagte Gott.
Das Schreiben der drei Künstler an Husak schließt laut Medienberichten mit den Worten: "Ich glaube fest daran, in Ihrer Person und Ihrer Weisheit Verständnis für unsere komplizierte Situation zu finden, sowohl für mich als auch meine beiden Autoren."
Karel Gott war 1971 nach einem Auftritt für Österreich beim Eurovision Song Contest und dem Hit "Einmal um die ganze Welt" bereits international erfolgreich.
In der Tschechoslowakei herrschte nach der gewaltsamen Niederschlagung der Reformbewegung "Prager Frühling" eine repressive kommunistische Regierung, welche die Ausreise beliebter Künstler oder Sportler grundsätzlich zu blockieren versuchte. Gott betonte in den vergangenen Jahre wiederholt, sich stets als "unpolitischer Künstler" verstanden zu haben.