WWF: Wilderer gefährden afrikanische Staaten
New York/Kapstadt (dpa) - Die Wilderei in Afrika bedroht nach Ansicht der Naturschutzorganisation WWF die Stabilität ganzer Staaten auf dem Kontinent. Wilderei sei längst kein reines Artenschutzproblem mehr, heißt es in einem Bericht, den der World Wide Fund for Nature am Mittwoch in New York vorstellte.
„In Afrika tobt, bisher vor der Weltöffentlichkeit weitgehend verborgen, ein kriegerischer Konflikt rund um die Wilderei“, hieß es.
Besonders Elefanten und Nashörner würden gejagt. Betroffen sind vor allem Länder wie Kamerun, die Zentralafrikanische Republik und der Kongo. Nicht nur das Leben der Tiere, auch das der Menschen sei in Gefahr, wenn die Savannen und Regenwälder leergeschossen würden. Marodierende Reiterhorden oder paramilitärisch anmutende Kampftruppen gefährdeten auch Menschenleben. Laut WWF fallen bewaffnete Reiter mit Pferden und Kamelen in Zentralafrika ein. Das destabilisiere ganze Regionen.
Dennoch werde das Problem als reines Umweltproblem betrachtet und nur mit halber Kraft angegangen, obwohl es Frieden und Sicherheit gefährde, mahnte der deutsche UN-Botschafter Peter Wittig am Mittwoch in New York. „Illegaler Handel mit den Produkten der Wilderei ist so professionalisiert und lukrativ wir Drogen- oder Menschenhandel.“
Der WWF kritisiert, dass es kaum internationale Zusammenarbeit und Absprachen zwischen den Behörden gebe. Die international agierenden Banden seien vernetzt und kontrollierten den illegalen Handel über Grenzen hinweg. „Die Gewinne werden auch für die Finanzierung ziviler Konflikte und terroristischer Aktivitäten verwendet“, sagte der Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland, Volker Homes. Die Vereinten Nationen sollten das Problem so ernst nehmen wie den Handel mit Drogen oder Menschen und nicht mehr als Randthema im Wirtschaftsausschuss betrachten. Besonders die USA als zweitgrößter Markt für diese Produkte sollte an einer Lösung des Problems arbeiten.
„Die Wilderei auf Elefanten und Nashörner hat in den vergangenen fünf Jahren bedrohlich zugenommen“, sagte Homes. Längst sicher geglaubte Naturschutzerfolge der vergangenen Jahrzehnte könnten in kürzester Zeit zunichtegemacht werden. Der Grund sei eine gestiegene Nachfrage in Ost- und Südostasien. Die Weltöffentlichkeit müsse für ein Umdenken sorgen, um diese Nachfrage zu bremsen. Tatsächlich werde sie aber noch immer größer. „Wilderei geschieht länderübergreifend“, sagte Wittig. Deshalb fordere der WWF neben besseren Kampagnen auch eine stärkere Zusammenarbeit der Staaten.
„Nach aktuellem Stand sind seit Anfang 2012 weit über 10 000 Elefanten aus den Wäldern und Savannen Afrikas verschwunden und allein im südlichen Afrika wurden im ablaufenden Jahr pro Tag rund zwei Nashörner erlegt“, hieß es. Vor fünf Jahren sei es nur ein gewildertes Nashorn pro Monat gewesen. Dabei würden die Wilderer immer brutaler, auch gegenüber Menschen. Allein im ersten Halbjahr 2012 seien in Afrika 19 Ranger getötet worden.
Organisierte Wilderei kann aber nach Ansicht des Soziologen Hamadziripi Tamukamoyo nur in sehr schwachen, nicht funktionierenden Staaten die ohnehin fragile Stabilität gefährden. Vor allem in Konflikt- und Armutsregionen litten die Menschen unter Wilderern, sagte der Wissenschaftler vom ISS-Politikinstitut in Pretoria (Südafrika) der Nachrichtenagentur dpa. „Aber sogar in einem entwickelten Land wie in Südafrika gibt es für die Politik andere Prioritäten als Wilderei“, zum Beispiel Massenarmut. Die Stabilität armer Staaten werde in erster Linie von lokalen Konflikten sowie sozialen und ökonomischen Herausforderungen bestimmt. „Der Kampf gegen Wilderei ist nur ein Nebenkriegsschauplatz.“
Botswana wird ab dem kommenden Jahr nach einer Entscheidung der Regierung keine Jagdlizenzen mehr an Trophäenjäger vergeben. Dies berichtete am Mittwoch der SAVE Wildlife Conservation Fund in Wülfrath. Statt auf die Jagd wolle der Staat künftig auf Fototourismus setzen.