Art weiter gefährdet Zahl der Berggorillas hat sich leicht stabilisiert
Frankfurt/Main(dpa) — Noch ist es zu früh für eine Entwarnung — doch internationale Naturschutzorganisationen haben eine leichte Zunahme der Berggorillas in den Vulkanbergen Zentralafrikas festgestellt.
Mittlerweile wird ihre Zahl auf etwa 880 Tiere im Kongo, in Ruanda und Uganda geschätzt.
Damit sind sie zwar immer noch stark gefährdet, aber im Jahr 2010 betrug der Bestand lediglich 790 Tiere.
Beim Kampf um die Zukunft der sanften Riesen unter den Menschenaffen sieht Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) positiven Einfluss durch einen streng kontrollierten Tourismus. Auch nachhaltige Entwicklung, die den Menschen vor Ort mehr Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht, schütze die Tiere letztlich vor Wilderei.
„Keine andere Tierart kann lebend so viel Geld generieren kann wie Gorillas“, sagt Schenck der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf den Gorilla-Tourismus in Ruanda. Dort können kleine Touristengruppen mit einer Spezialerlaubnis eine Stunde lang bei einer sogenannten habituierten Gruppe verbringen. Das heißt: Wildhüter führen sie in das Revier einer Gorillagruppe, die über Jahre hinweg an den Anblick von Menschen gewöhnt wurde.
Um die Tiere nicht zu stressen, dürfen sich die Besucher nur eine Stunde lang bei den Gorillas aufhalten. Die Erlaubnis kostet derzeit etwa 800 Dollar. „Wir haben das mal ausgerechnet“, sagt Schenck. „Es gibt etwa 200 Besuchertage im Jahr. Man weiß, wie lange die Lebenserwartung eines Gorillas ist - mit einer groben Kalkulation sind wir da auf vier Millionen US-Dollar gekommen — pro Gorilla. Das ist schon gewaltig und ein Riesenpotenzial.“
Da die Einkünfte aus dem Tourismus in den Naturschutz und in die Bezahlung von Wildhütern fließen, sei diese Form des Tourismus ein wertvoller Beitrag für den Artenschutz. Wichtig ist laut Schenck, dass es bei einer begrenzten Anzahl von Besuchern bleibt und nicht unter der Hand zusätzliche Genehmigungen für einen entsprechenden Aufpreis vergeben werden. „Es muss begrenzt sein, es muss scharf kontrolliert sein“, betont Schenck, für den Begegnungen mit Gorillas zu den „eindrücklichsten Tierbegegnungen überhaupt“ gehören.
Ebenso wichtig ist es, darauf zu achten, dass tatsächlich kein Tourist mit Schnupfen oder anderen ansteckenden Krankheiten in die Nähe der Gorillas kommt. „Es gibt ein gewisses Risiko der Krankheitsübertragung, weil wir uns genetisch so ähnlich sind“, sagt Schenck. „Das Risiko ist viel größer von uns auf Gorillas als umgekehrt, weil wir Keime aus der ganzen Welt tragen. Da können schon Bronchialinfekte für die Jungen tödlich sein.“ Im Virunga-Nationalpark im Ostkongo tragen ZGF-Mitarbeiter daher Schutzmasken vor Nase und Mund, wenn sie sich Gorillas nähern.
Auf der kongolesischen Seite des ältesten afrikanischen Nationalparks kann Parkchef Emmanuel de Merode von Tourismus-Einnahmen wie in Ruanda nur träumen. Seit mehr als 30 Jahren ist die Region von militärischen Konflikten und ethnischer Gewalt erschüttert. Die Unsicherheit, die die Milizen in die Region bringen, begünstigt die Wilderei. Für die Menschen in den umliegenden Dörfern, die immer wieder vor der Gewalt fliehen mussten, gibt es kaum Perspektiven.
„Es ist wirklich Paradies und Hölle“, sagt Schenck über den Ostkongo, wo „die schönsten Landschaften Afrikas“ mit ihren Vulkanbergen und Lavaseen zu finden seien. Virunga sei mit einer Fläche von 8000 Quadratkilometern wahrscheinlich der artenreichste Park Afrikas.
Viele Probleme sind seit Beginn des Engagement der ZGF vor knapp 60 Jahren gleich geblieben — Wilderei, Eingriffe von Menschen in die Natur, zu wenige und oft unterbezahlte Wildhüter. Dass diese einheimischen Wildhüter selbst in Jahren, in denen internationale Experten aus Sicherheitsgründen die Region verlassen mussten, trotz aller Gefahren „ihre“ Gorillas beschützten, beeindruckte Schenck.
Virunga bleibe für die ZGF eine „globale Kernregion“, versichert Schenck. Doch während bei der Entwicklung der Berggorillas trotz andauernder Gefährdung positive Anzeichen zu sehen seien, müsse nun verstärkt auf die Lage im Kongobecken im Westen des riesigen Landes geachtet werden. Dort bereite die „dramatische Abnahme“ der Flachlandgorillas große Sorgen. Innerhalb weniger Jahre sei die Zahl der Tiere von 16 000 auf etwa 3800 zurückgegangen, warnt der Biologe.