Interner LKA-Berich Zahl der Rocker in NRW hat sich seit 2010 vervierfacht
Ein interner LKA-Bericht spricht von 2312 Mitgliedern in neun Gruppierungen. Größter Club sind die „Bandidos“.
Düsseldorf. Die Zahl der polizeibekannten Rocker in Nordrhein-Westfalen hat sich von 2010 bis heute vervierfacht. Nach einem internen Bericht des Landeskriminalamts (LKA), der unserer Zeitung vorliegt, lag die Zahl der Mitglieder Ende September bei 2113. Dazu kommen noch einmal 199 Mitglieder rockerähnlicher Gruppierungen, die Hälfte davon bei den in NRW erst seit Anfang des Jahres aktiven „Osmanen Germania“.
Insgesamt sind neun Gruppierungen bekannt, die sich in 102 Chapter oder Charter unterteilen, wie die örtlichen Untergruppen der Rockerclubs genannt werden. Der personenstärkste Club sind die „Bandidos“ (778 Mitglieder), gefolgt von „Gremium“ (414) und den „Hells Angels“ (364). Zum Vergleich: 2010 waren vier Organisationen mit 37 Untergruppen und zusammen 520 Mitgliedern bekannt.
Der Leitende Kriminaldirektor Thomas Jungbluth, beim LKA Leiter der Abteilung zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, sieht zwei Hauptgründe für den Anstieg: „Einerseits gibt es junge Männer, die sich von der Szene sehr stark angezogen fühlen. Die glauben, dass sie ihre persönlichen oder auch kriminellen Interessen mit einer Kutte besser durchsetzen können. Zum anderen führen die verstärkten polizeilichen Überwachungen, Kontrollen und Razzien auch dazu, dass uns mehr Mitglieder bekannt werden.“
Zur Bekämpfung illegaler Rockeraktivitäten vom Drogenhandel und Schutzgelderpressung über Prostitution bis zu Gewalttaten setzt das LKA laut Jungbluth auf vier Säulen: „Wir betreiben Aufklärung, indem wir die Charter und Chapter aufsuchen. Wir kontrollieren anlässlich großer Veranstaltungen in Abstimmung mit den Behörden vor Ort und stellen dabei oft Stich- und Schlagwaffen sicher. Wir schöpfen alle rechtlichen Möglichkeiten aus und wir wenden uns mit unserer Öffentlichkeitsarbeit an die zum Teil besorgte Bevölkerung.“ Erst in der vergangenen Woche habe das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig das im Februar 2015 erlassene Verbot des Clubs „Satudarah“ bestätigt. Entscheidende Ermittlungsergebnisse seien dabei von den Polizeibehörden in Duisburg und Aachen beigesteuert worden. Auch das Kuttenverbot auf dem Weihnachtsmarkt in Aachen ist inzwischen verwaltungsgerichtlich bestätigt.
Die Bekämpfung der Rockerkriminalität gilt in NRW als ein Schwerpunkt der Sicherheitsstrategie von Innenminister Ralf Jäger (SPD). Für die CDU ist die Entwicklung der Szene gleichwohl ein Beweis politischen Versagens. „Minister Jäger bekommt die Rockerszene nicht in den Griff. Während der Minister schönredet, beschreiben seine Beamten die traurige Realität“, kritisiert Theo Kruse, innenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.