ZDF-Pfarrer Simon Böer: „Gott begegnet mir fast täglich“
Simon Böer spielt in einer neuen ZDF-Serie einen Pfarrer. Eine Rolle, an die er sich erst mal gewöhnen musste.
Köln. Simon Böer (39) spielt im neuen ZDF-Zehnteiler „Herzensbrecher — Vater von vier Söhnen“ den unkonventionellen evangelischen Pfarrer Andreas Tabarius. Der gebürtige Bonner meint, dass sich Männlichkeit und Gefühle zu zeigen, nicht ausschließen.
Herr Böer, Sie verkörpern oft den Typ „starker Mann, an dessen Schulter man sich anlehnen möchte“. Wird das nicht langweilig?
Simon Böer: Die Rolle des Andreas Tabarius gibt glücklicherweise noch mehr her: Er hat eine gesunde, bewusste Männlichkeit, aber auch weiche, empathische Seiten. Das schätze ich auch privat: Männer, die ganze Kerle sind und kein Problem damit haben, Gefühle zu zeigen. Ich bin sehr glücklich, dass mein Vater mir diese Art von Männlichkeit mit auf den Weg gab.
Was bedeutet Ihnen Ihre Familie?
Böer: Viel. Der Großteil meiner Familie lebt im Rheinland, während ich vor 17 Jahren nach Berlin gezogen bin. Meine Mutter wohnt in Königswinter, wo ich aufwuchs. Das ist immer noch die „Family Base“.
Sie sind seit neun Jahren verheiratet. Allerdings haben Sie nicht kirchlich geheiratet. Warum?
Böer: Die Hochzeit — das war eher spontan und nur im kleinen Kreis. Aber ich habe ganz fest vor, diese Frau noch mehrmals zu heiraten. Vielleicht sogar mit dem Segen der Kirche. Dabei wäre die Konfession des Geistlichen eigentlich weniger wichtig als die Tatsache, dass er oder sie authentisch ist und die Werte verkörpert, die uns wichtig sind.
Welche Werte sind das?
Böer: Sicherlich christliche Grundwerte: Nächstenliebe, Achtsamkeit, Demut und vor allem ein großes Bewusstsein für die Herrlichkeit des Lebens. Wenn ich diese Freude in der Kirche nicht spüre, ist das alles komplett sinnfrei für mich. Ich habe gerade auch in dieser Rolle des Gemeindepfarrers erfahren, was für eine Chance das ist, oben auf der Kanzel zu stehen und Menschen zu erreichen.
Welcher Kirche fühlen Sie sich zugehörig?
Böer: Keiner wirklich. Ich bin in der katholischen Kirche groß geworden, empfinde mich als gläubig im christlich-spirituellen Sinne. Ich glaube an einen bedingungslos liebenden, freudvollen Gott, der mir in meinen Kinderjahren in der Kirche zu wenig begegnet ist, dafür heute in meinem täglichen Leben umso mehr.
Mussten Sie überlegen, ob Sie die Rolle als Pfarrer annehmen?
Böer: Ich hatte kurz vorher den RTL-Piloten „Medcrimes“ gedreht, in dem ich einen harten Straßenbullen spielen durfte. Das hat mir auch irre viel Spaß gemacht. Als das Angebot kam, einen Pfarrer zu spielen, war da erst einmal ein großes Fragezeichen. Dann habe ich das wirklich gute Drehbuch von Christian Pfannenschmidt gelesen und es war um mich geschehen. Mittlerweile liebe ich diese Rolle und würde mich schon alleine wegen meiner wunderbaren Filmsöhne über eine Fortsetzung freuen.
Sie scheinen mit Ihrem Leben zufrieden zu sein. . .
Böer: Ja, das stimmt schon. Ich empfinde das Leben als Geschenk, und versuche mich nicht mit Dingen zu belasten, die ich nicht ändern kann, und stattdessen die schönen Momente intensiv zu erleben. Sicherlich auch aus der Erfahrung heraus, dass es mal Zeiten gab, in denen es nicht so gut lief.