Zehn Jahre bis zum Durchbruch

Komiker Bülent Ceylan spricht über seine Karriere, Tabu-Themen auf der Bühne und die Fußball-Weltmeisterschaft.

Mannheim. Lange schwarze Haare, schwarz lackierte Fingernägel und ein kurpfälzischer Dialekt — Bülent Ceylan fällt auf. In seinen Programmen nimmt der 38-jährige Komiker immer wieder Vorurteile gegenüber Deutsch-Türken aufs Korn — Witze über Religion und Behinderte kommen für ihn aber nicht infrage.

Herr Ceylan, Sie füllen mit Ihrem Programm ja ganze Hallen. Ist in kleinen Sälen die Verbindung zum Publikum nicht viel direkter?

Bülent Ceylan: Ne, das kann man nicht sagen. Ich dachte das früher auch immer, als ich noch in kleineren Sälen gespielt habe: 2000 oder 5000 Leute, das ist ja abartig — wie kann da noch ein Kontakt hergestellt werden? Aber es ist mir echt gelungen, mit dem Publikum zusammen, dass die Leute das Gefühl haben: Das ist interaktiv. Es funktioniert unheimlich gut.

Vor solchen Auftritten ist ja sicher die Aufregung groß. Wie lenken Sie sich denn da ab?

Ceylan: Ich bin eher jemand, der viel Sport macht, in letzter Zeit viel mehr. Ich gehe meistens im Hotel vorher eine halbe Stunde schwimmen, dann dehne ich mich. Dann gibt es hier jemanden, der heißt Volker, das ist so ein Fitnesstyp, der mich richtig fordert. Manchmal brauche ich das auch, dass man mich ein bisschen triezt. Das lenkt einen auch ab vor der Show. Und dann esse ich natürlich auch ein bisschen was. Aber die Aufregung kommt trotzdem.

Wenn Sie zurückschauen — Sie haben ja schon einige Jahre Bühnenerfahrung hinter sich: Was ist gefloppt?

Ceylan: Gefloppt? Das kann man gar nicht so sagen, dass etwas gefloppt ist. Das einzig Schwierige war, dass der Durchbruch bundesweit zehn Jahre gedauert hat. Es sind vielleicht manche Sachen nicht so gelungen, aber einen richtigen Absacker hatte ich Gott sei Dank nicht.

Aber es gibt doch sicher Witze, die weniger gut angekommen sind.

Ceylan: Ja, natürlich. Ich habe früher zum Beispiel immer Papst Johannes Paul imitiert. Das kam zwar gut an, aber da haben sich auch immer wieder Leute beschwert, die sehr christlich waren. Und irgendwann habe ich gesagt: Komm, Religion und so lässt du alles mal raus. Ich rede lieber übers Leben, weil es einfach mehr Spaß macht, die Leute zu entertainen.

Religion ist jetzt also für Sie zum Tabuthema auf der Bühne geworden?

Ceylan: Naja, was heißt Tabuthema. Jeder denkt halt anders darüber. Der eine findet die Religion besser, der andere die. Ich glaube auch an Gott, ich gehöre aber keiner Religion direkt an. Es haben schon so viele Menschen Witze gemacht über Religion, und es bringt gar nichts, im Gegenteil. Ich will auch darüber gar keine Witze machen, auch nicht über Behinderte oder kranke Menschen.

Kurz vor der WM die obligatorische Fußballfrage: Interessieren Sie sich für Fußball?

Ceylan: Ich bin eigentlich mehr ein Leichtathlet. Aber Länderspiele gucke ich schon, wenn Deutschland spielt. Meine Mutter ist ja auch Deutsche und sagt immer: „Auf, Bub, wenn du im Interview was sagst, dann unbedingt: Deutschland wird Weltmeister.“ Von daher sage ich das jetzt: Deutschland wird Weltmeister. Ich bin aber nicht so der, der sich zwei Stunden vor den Fernseher setzt und ein Spiel schaut. Wahrscheinlich habe ich deshalb so viele Frauen im Publikum, weil ich manchmal genauso denke wie eine Frau.