Zehn Knochenbrüche und Hirnblutung - Baby vermutlich vom Vater schwer misshandelt

Ein vier Wochen alter Säugling kämpft um sein Leben. Der eigene Vater soll das kleine Mädchen schwer misshandelt haben. Wenn es überlebt, wird es wohl bleibende Schäden davontragen. Die Familie wurde intensiv vom Jugendamt betreut.

Duisburg (dpa) - Ein vermutlich misshandelter Säugling aus Duisburg schwebt weiter in Lebensgefahr. „Wenn das Kind überlebt, ist das Risiko von bleibenden Hirnschäden erheblich“, sagte der Chefarzt der behandelnden Kinder- und Jugendklinik in Duisburg, Peter Seiffert, am Freitag. Das kleine Mädchen liegt auf der Intensivstation und wird künstlich beatmet.

Es erlitt eine Hirnblutung und mindestens zehn Knochenbrüche. Lunge und Herz seien gequetscht, berichtete der Klinikarzt. Die Polizei verdächtigt den 23-jährigen Vater, sein Kind schwer misshandelt zu haben. Er und die 19 Jahre alte Mutter hatten das schwer verletzte Baby am Dienstag ins Krankenhaus gebracht. Der Vater gibt laut Polizei an, es sei vom Wickeltisch gefallen. Ein Rechtsmediziner geht aber angesichts des Verletzungsmusters von Gewalteinwirkung aus.

Der Vater sitzt in Untersuchungshaft. Die Klinik korrigierte derweil ihre Angabe zum Alter des Babys. Es ist - wie auch von der Polizei mitgeteilt - vier, nicht sechs Wochen alt. Die Familie sei seit der Geburt intensiv vom Jugendamt betreut worden, bestätigte der Duisburger Jugendamtsleiter, Thomas Krützberg. „Die fachliche Entscheidung, das Kind in der Familie zu lassen, war richtig“, sagte er. „Dass sich diese Entscheidung nun für das Kind als so falsch herausgestellt hat, können wir uns nicht erklären.“

Insbesondere der tatverdächtige Vater habe nach Beobachtung des Jugendamts eine enge Beziehung zu dem Kind aufgebaut. „Meine Mitarbeiter sind milde ausgedrückt am Boden zerstört“, so Krützberg. Erst am Dienstagmorgen, wenige Stunden bevor das Kind die schweren Verletzungen erlitt, habe eine Kinderpflegerin die Familie besucht und sich von der Gesundheit des Kindes überzeugt. „Gewalt ist in dieser Familie bisher nie ein Thema gewesen“, sagte Krützberg.

Das junge Paar habe sich vor der Geburt des Kindes hilfesuchend an das Jugendamt gewandt. Die Mutter habe bereits vor drei Jahren - als damals 16-Jährige - ein Kind zur Welt gebracht. Zu dem Baby habe sie keine Beziehung aufbauen können. Es lebe seither in einer Pflegefamilie, berichtete Krützberg. „Dieses Mal hatten wir mit der Familie vereinbart, dass sie das Kind behalten können, wenn sie unsere Betreuung und Beratung annehmen.“

Seit der Entbindung sei zweimal täglich ein Kinderpflegedienst zu Gast gewesen und habe überprüft, wie sich das Kind gesundheitlich entwickelt. Zusätzlich sei jeweils zweimal an jedem Wochentag eine sozialpädagogische Fachkraft zur Beratung und Betreuung der jungen Eltern in der Wohnung gewesen.

Anfang des Jahres verließ die Mutter nach Angaben des Jugendamtsleiters dann Vater und Tochter. Der 23-Jährige sei in Absprache mit dem Jugendamt mitsamt Tochter zu seiner Mutter gezogen und war dort weiter betreut worden.